Community Radio fällt aus – dafür ein Spontanbesuch beim Puppenmacher
Der Morgen meines achten Tages im barefoot college ist neblig und es ist lausekalt. Auf meinem Plan steht für heute ein Besuch im Community Radio, ich soll dazu jemanden in der Puppenmacher Werkstatt treffen. Dieser jemand, so stellt sich später heraus, ist heute gar nicht da. Die Wartezeit habe ich jedoch sehr gut unterhalten damit verbracht, wieder dem Puppenmachen zuzuschauen – ich kann mich nicht satt sehen.
Diesmal liegen zwei Haufen Puppen vor dem Puppenmacher – ein Männerhaufen und ein Frauenhaufen. Nach und nach bekommen sie alle Ohrringe, auch die Männer.
Aus einer kleinen Schachtel werden sorgfältig verschiedene Ohrringe ausgesucht.
Alle sind nagelneu und noch an einem Stück Pappe befestigt.
Sie werden der Puppe angehalten und die am besten passenden ausgesucht.
Jede Puppe wird mit Sorgfalt verschönert.
von Charge Controllern und Deep Cycle Batteries – ich werde Synchronsprecherin
Bata erscheint in der Tür und ich werde wieder zu Bunker gerufen. In seinem Büro erfahre ich, dass ich die Tonspur des Films „The Rural Women Solar Engineers of Africa“ – zu den Solarsisters aus Afrika (von Bunker werden sie „simple heroes“ genannt) auf deutsch und spanisch übersetzen und auch einspielen soll. Der Film steht bisher in beiden Sprachen noch nicht zur Verfügung. Ich sage ihm die deutsche Übersetzung bis zum Mittag zu, aber beim Spanischen ziere ich mich. Ich bin ganz gut in Spanisch, aber nicht gut genug, um einen Text mit Spezialvokabeln in kurzer Zeit zu übersetzen und dann auch noch zu sprechen. Das wäre für einen einmal Vortrag noch zu vertreten, aber nicht bei einer Freischaltung für die ganze Welt. Da ist mein Perfektionsanspruch dagegen.
Ich ziehe mich also gleich danach zurück, das Community Radio wird auf ein anderes Mal verschoben und ich übersetze den Text.
Es ist immer noch lausekalt, so kalt, dass ich die Schreiberei ins Bett verlege. Unter drei Decken ist es schön warm. Dumm nur, dass das Bett in der Mitte des Zimmers steht und schwer zu schieben ist. So fehlt eine Lehne für den Rücken, das Schreiben ist unbequem. Aber bis zum Mittag bin ich fertig, habe Vokabeln wie Charge Controller (=Laderegler), Invertor (Wechselrichter) und Deep Cycle Batterien (=tiefenentladungsresistente Batterien) gelernt. Der Text wird abgeliefert, das Aufzeichnen der Tonspur aber auf den nächsten Tag verschoben.

Montageanleitung von Wolfgang Scheffler und Team für Solarkocher - verständlich auch für Halbanalphabeten
Das Ausdrucken der Anleitungen für den Bau der Solarkocher (einschließlich der Teilelisten) funktioniert immerhin nach dem Versuch im 3. Büro reibungslos. Die Anleitungen haben Heike und Michael zusammen mit anderen in mehreren Monaten zusammengestellt. Sie sind stark visuell um auch für halb-Analphabeten verständlich zu sein. Sie arbeiten vor allem mit fotographischen Abbildungen, aus denen deutlich ersichtlich ist, was wohin zu bauen ist und wie.
Gegen Mittag kommt endlich die Sonne wieder zum Vorschein.
Es wird schnell wunderbar warm – ich muss sofort raus ins Licht. Auf der Steinbank vor dem Telefonhäuschen sitze ich die nächsten Stunde in der Sonne und ahle mich.
Nebenbei schreibe ich am Blog. Der Bildschirm ist zwar kaum zu erkennen, aber in den Schatten kriegen mich keine zehn Pferde. Ich bin sonnenhungrig – nach nur einem Tag Abstinenz.
Zum fünf-Uhr Tee laden mich Michael und Heike auf das Dach der Messe, wo ein Groß-Solarkocher steht.
Die Sonne ist zwar weitgehend verschwunden, so dass wir direkt vor dem Brennpunkt des großen Reflektors sitzen können, ohne gegrillt zu werden, aber von unten sind die Steine noch schön angewärmt.
Oben erreicht mich ein Anruf aus Paris, eine Korrespondentin der New York Times möchte mir mir sprechen – wir verabreden uns für das nächste Wochenende, wo ich wieder in Berlin sein werde.

mein Bad - der blaue Eimer ist zum Haarewaschen, nicht im Bild - ein kleines Waschbecken (mit Kaltwasser)
Das Haarewaschen am frühen Abend wird schon deutlich routinierter als beim letzten Mal.
Das Wasser ist in der Solaranlage sehr heiß geworden, ich muss es sogar mit kaltem Wasser strecken, um mich nicht zu verbrennen. Ich habe mir als Hilfswerkzeuge zwei leere Plastikflaschen besorgt, mit denen ich mir im Wechsel warmes Wasser über den Kopf gieße, um den Schaum aus den Haaren zu waschen. Das Ganze, wie gewohnt, mit dem Kopf über dem Eimer hängend, der auf der hüfthohen Fensterausbuchtung steht.
Das Wassersparen habe ich auch verinnerlicht – hier ist Wasser knapp, da muss man sich anders verhalten. Im Haarwaschwasser wasche ich anschließend noch Handwäsche – das geht sogar besonders gut, denn das Shampoo ist auch ein wunderbares Waschmittel. Anschließend wird das Wasser in den WC-Eimer gekippt, damit danach auch noch gespült werden kann. Aus eins mach drei – jedenfalls in der Nutzung von Wasser. Ich denke darüber nach, dass auch ohne akute Wasserknappheit Verschwendung von Wasser häufig und unnötig ist und ich künftig sorgsamer beim Wasserverbrauch sein möchte. Letztlich ist es ja doch ein großer Kreislauf…
Der Abend vergeht unspektakulär. Das Dinner wie immer in der Messe, zusammen mit den anderen, Teller waschen am Steinbecken.

Essen und Geschirrwaschen - wenn diese Hähne Wasser haben (das ist nicht immer der Fall), muss man nicht an die Pumpe
Mein Versuch, die nach dem Essen noch schnell geschriebenen Texte auch ins Netz hochzuladen, schlägt leider fehl. Die Telefonhütte ist zwar noch besetzt aber leider ist das Internet ausgefallen, warum weiß niemand. Also ziehe ich wieder ab und schreibe stattdessen noch einen Text. Mein achter Tag in Tilonia geht zu Ende.
[…] dieser Artikel ist geschrieben – man kann ihn hier als Achten Tag […]