Eine kleine Präambel
Dieser Artikel wird einen Teil meines zehnten Tages beschreiben, vor allem aber gibt er einen umfassenden Einblick in die Grundprinzipien des demokratischen Lebens im barefoot college. Ich habe erstaunliche Dinge erfahren, gesehen und erlebt und so manche Lektion habe ich nach Hause genommen. Ich wollte diesen Artikel weder kürzen noch teilen, er ist daher etwas länger als die übrigen.
Mein zehnter Tag beginnt ähnlich wie der neunte mit einer großen Überraschung, die einiges an Hektik mit sich bringt und alle Pläne über einen Haufen wirft. Ich erfahre, dass es nicht am folgenden Tag sondern schon am gleichen Abend nach Neu Delhi geht und ich dafür dann einen ganzen Tag in Neu Delhi verbringen kann. Ich wollte noch so viel machen im college! So viele Themen habe ich noch nicht bearbeitet, so viele Menschen noch nicht befragt, so viele Stellen nicht besucht. Ich wollte auch noch einmal zum Abschied zu den solar sisters, auch das ist nicht mehr zu schaffen.
Vasu – ein Urgestein mit bewegter persönlicher Geschichte
Nach dem Frühstück interviewe ich erst einmal das Urgestein des barefoot college (davon gibt es eine Handvoll) – Vasu, der seit über 30 Jahren hier lebt und arbeitet und eigentlich Srinivasan heißt. Mit ihm rede ich über das barefoot college im Allgemeinen – über den Alltag, wie Demokratie dort funktioniert, welche Menschen dort leben. Einige Daten und Fakten schickt mir Vasu später noch per email hinterher. Wir reden auch über „Green Jobs“ die im Laufe der Jahrzehnte in und durch das barefoot college entstanden sind – darüber werde ich später einen separaten Text schreiben, das ist eine eigene Geschichte. In diesem Text soll die Rede sein von der Community selbst und wie ihr Zusammenleben funktioniert. Die Bilder illustrieren den campus und das Alltagsleben.
Vasu kam 1975 ins barefoot college und blieb – mit zwei Unterbrechungen bis auf den heutigen Tag. Vasu atmet schwer – seit den 80er Jahren ist er schwer krank. Heute lebt er mit gerade einmal 10 Prozent aktiver Lunge, vor zwei Jahren hat man ihn aus einem Atemstillstand gerettet, nachdem er minutenlang praktisch tot war. Wie Bunker Roy hat er eine hervorragende Ausbildung genossen, war eigentlich für ihn eine illustre Karriere vorgezeichnet. Wie Bunker hat er sich für ein bescheidenes Leben und die Aufgabe entschieden, die Lebensbedingungen für die Landbevölkerung zu verbessern. Nach seinen ersten 7 Jahren im college folgte er dem Druck seiner Frau und zog fort. Einige Jahre später, die Ehe war gescheitert, kam er wieder. Seine Frau und die Tochter leben inzwischen in Südafrika.
Mit einer Hühnergenossenschaft für Unberührbare fing Vasu an – ein „successful failure“
Was Vasu vor allem auf das Land und in das college lockte, war das „R“ im Kürzel – SWRC, Social Work and Research Centre, wie sich das barefoot college seit seiner Gründung nennt.
In seinem Leben vor Tilonia arbeitete er in Multinationals, lebte 1,5 Jahre in Hong Kong. Hier in Tilonia wollte er experimentieren und untersuchen, wie man erfolgreich in armen ländlichen Communities die Lebensqualität verbessern kann.
Er begann mit einer Hühnergenossenschaft für Angehörige von Kasten, die noch unter den Dalits, den sogenannten Unberührbaren, standen. Sie standen im Ruf, schwarze Magie auszuüben, man hielt sie für diebisch aber ließ sie gleichzeitig häufig Gärten hüten. Vasu lebte mit 8-10 Familien dieser Kaste. Er nahm einen Kredit über 150.000 Rupien auf und begann mit einem Hühnerstall.
Nach ersten Erfolgen kamen jedoch Krisen. Es gab Hühnerkrankheiten und Dürre und mit der geplanten Expansion die Feststellung, dass eine größere Hühnerfarm zu viel Wasser verbrauchen würde – Wasser, das einfach nicht da war. Zur gleichen Zeit wurde Vasu selbst krank. Das Hühnerexperiment wurde nach 2,5 Jahren wieder beendet. Die Ruinen der Hühnerställe sieht man heute noch im alten Campus, sie befinden sich direkt neben der Dayschool. Für Vasu war das einer der „successful failures“ – ein Fall „erfolgreichen Scheiterns“ also, von denen das Campus einige erlebt hat.
Für ihn war jeder dieser Fälle eine Gelegenheit zu Lernen aber auch gelebte Community. Die Menschen, mit denen er zusammenarbeitete waren bitterarm. Für Vasu bedeutet das sehr viel:
„You cannot play around with peoples lifes if they are so poor that every failure would risk their very existence“.
Das Risiko, mit ihrem Leben zu spielen, in dem das college seine sozialen Experimente durchführte war hoch, es durfte auf keinen Fall auf dem Rücken der Armen ausgetragen werden. Das Geschäftsrisiko für alle diese Unternehmungen übernahm Bunker Roy mit dem barefoot college – Vasu hält dies für eine Grundvoraussetzung des Erfolgs.
Frag die Menschen selbst, was für sie gut ist, schreib ihnen nichts vor – kollektive Fähigkeiten als Kern des barefoot Ansatz
Vasu übernahm in der Folge mehr administrative und Steuerungsaufgaben, er nutzte seine hervorragenden Sprachkenntnisse für englische Übersetzungen, er arbeitete viel im Bereich Communications. Er lernte, welche sozialen Steuerungsstrukturen erfolgreich sind.
Seine wichtigste These: Frag die Menschen selbst, was sie brauchen und was gut für sie ist, geh nicht hin und schreib es ihnen vor.
„Diese Menschen haben mir gesagt: Hühner sind gut, aber wir brauchen Wasser viel dringender“ – erzählt Vasu und wie dies zur Neuausrichtung führte.
Die Ärmsten der Armen wissen um ihre gegenseitige Abhängigkeit, sie wollen nicht noch eine Abhängigkeit von außen. Sie haben keinerlei Ressourcen, das einzige was sie haben, sind ihre Fähigkeiten. Auch das nennt Vasu ein Grundprinzip des barefoot college:
„collective skills are the core of the barefoot college“ –– (=die kollektiven Fähigkeiten sind das Fundament des barefoot college).
Eine entscheidende Frage ist jedoch die nach der Entscheidungsgewalt.
Im barefoot college leben mehr als 40% Dalits – Angehörige der Unberührbaren, weitere 40% gehören anderen „niederen“ Kasten an.
Sie kommen ohne Eigentum aber dennoch wird das barefoot college von ihnen allen gesteuert. Hier „geht die Macht vom Volke aus“, wie man früher in der DDR zu sagen pflegte – nur dass es hier auch stimmt.
Die wahre Demokratie – im barefoot college herrscht das Volk – Unberührbare, Behinderte, Schwache werden stark
So gesehen lebt das barefoot college eine wahrhaftige Demokratie – eine Volksherrschaft im Wortsinne. Die Demokratisierung war ebenfalls ein längerer Prozess. Inzwischen ist sie stabil, sind z.B. Menschen bereit, sich freiwillig auch für die Gemeinschaft zu engagieren. Hier hilft jeder jedem. Hier fühlen sich gerade die andernorts Schwachen sicher und gut aufgehoben. Ein Fünftel der 125 BewohnerInnen des barefoot college sind Menschen mit Behinderungen. Vor 15 Jahren begann man verstärkt Menschen v.a. mit physischen Handicaps einzustellen.
Ein Bewohner des campus hatte 1992 eine Studie in der Region durchgeführt und festgestellt, dass es mehr als 1000 Behinderte allein in der Gegend gab, darunter auch einige, die bereits als Lehrer an Nightschools für das college arbeiteten. Seit dem gibt es im Campus eine affirmative action. Wenn neue Jobs zu vergeben sind, werden die Schwächsten am ehesten bedacht. So finden sich auch mehr Frauen unter den Bewohnern (55 von 85 Erwachsenen), manche von ihnen Opfer häuslicher Gewalt, die im campus nicht nur Schutz suchen sondern auch einen Arbeitsplatz, der ihnen ein unabhängiges Auskommen sichert. Auch deshalb gibt es hier soviele Angehörige diskriminierter Kasten – denn gerade auf dem Land und noch einmal doppelt im traditionellen Rajasthan wirkt das Kastensystem noch sehr stark. Deshalb gibt es auch so viele Menschen, die man hier „physically challenged“ nennt.
Beispiellose Integration Behinderter – Vorbild für den Rest der Welt
Eine bessere Integration Behinderter habe ich in meinem Leben bisher nicht gesehen. Sie sind ein natürlicher Teil der Gesellschaft, werden ohne Unterschied betrachtet und behandelt und treten selbstbewußt und voller Lebensfreude auf. Sie haben Arbeit wie alle anderen. Sie bewegen sich mit langen Stöcken oder speziellen Fahrrädern fort, haben verschiedenste Einschränkungen überwiegend als Folgen einer durchlittenen Kinderlähmung, sie sind männlich oder weiblich, alt oder jung. Sie sind so normal wie alle.
Diese Normalität hat sich auch auf mich übertragen. Ich fand es immer schwierig, schwer behinderten Menschen gegenüber zu treten. Ich wußte nie recht, wie ich mich verhalten sollte, bin Blickkontakten ausgewichen. Daran gewohnt war ich auch nicht, es kommt im Alltag einfach zu selten vor. Das war im barefoot college ganz anders. Hier war man umgeben von Menschen mit Behinderungen, die offen und kontaktfreudig auf einen zugingen – jede eigene Verklemmung verschwindet dann sehr schnell. Ich bin sicher, dass ich auch das als einen Schatz mit nach Hause nehme. Ich habe wirklich viel gelernt im barefoot college – für das Leben.
Der enge Zusammenhalt macht die Community stark
Auch Krisen wie schwere Dürren in sechs aufeinanderfolgenden Jahren konnten ihnen nichts anhaben.
Vasu erzählt stolz, wie sich bestimmte Prozesse verselbständigt haben, wie z.B. die ersten eingetragenen Vereine von Solaringenieurinnen im Bhutan oder auch in Rajasthan gegründet wurden. Damit haben sie sich emanzipiert vom barefoot college, können in ihren Ländern selbst Förderungen beantragen und weitere Solaringenieurinnen ausbilden.
Grundprinzipien des barefoot college –Gleichheit, Empowerment und Demokratie

Auf der Tafel am Eingang des neuen Campus stehen Einnahmen, Ausgaben, höchstes und niedrigstes Einkommen
Ich frage Vasu danach, was er als die Grundprinzipien des barefoot college Ansatzes beschreiben würde. Vasu nennt eine ganze Reihe. Ein Schlüssel zum Glück im barefoot college ist die angestrebte Egalität, erzählt Vasu. Niemand verdient mehr als 100 Dollar im Monat, auch nicht nach 20 Jahren. Das höchste Gehalt beträgt das 1,4 fache des niedrigsten Gehaltes – beide Werte stehen auf einer Tafel gleich am Eingang des neuen campus.
Die Menschen im college kommen aus ärmsten Verhältnissen, viele waren Analphabeten, sie sind nicht mobil und sind häufig durch ihre Gruppenzugehörigkeit (Dalits und noch darunter rangierende Kasten) diskriminiert. Für Vasu ist es entscheidend, genau solche Menschen aufzunehmen und sowohl Planung als auch Management in ihre Hände, die Hände der Ärmsten und Schwächsten zu legen.
Es gibt verschiedene Gruppen, die sich regelmäßig treffen, um zu diskutieren und Entscheidungen zu treffen. So gibt es monatliche Treffen der Gesundheitsarbeiter, der Frauengruppen, der Nightschool VertreterInnen, des Bildungskommittees, des Wasserkommittees und des Kinderparlamentes. Alle Probleme und Geldfragen werden in diesen Fachkommittees erörtert und entschieden. Wenn dort Konflikte nicht gelöst werden können, findet eine Befassung in den monatlichen Meetings der Koordinatoren statt oder in den monatlichen Community Meetings. Personenkonflikte werden in der Regel auch im persönlichen Gespräch beigelegt. Man lebt und arbeitet ja gemeinsam im Campus.
„Check and Balance“ – im barefoot college wird viel experimentiert, aus Niederlagen wird gelernt
Das college lebt von einem konstanten Selbst-Evaluierungsprozess, es ist immer wieder möglich, auf halbem Wege umzudrehen oder eine andere Richtung einzuschlagen, ein ständiges „check and balance system“ wie es Vasu nennt.
Dadurch verrennt man sich nicht, kann mühelos von der Hühnerzucht auf die notwendigere Regenwassergewinnung umsteigen und bleibt immer nah dran an den Prioritäten derer, die im college auch leben. Man theoretisiert nicht, man macht einfach.
Wenn man so will, ist es ein geplantes trial and error Verfahren. Man probiert immer wieder Neues – neben Hühnern hat man sich auch schon an Enten- und Bienenzucht versucht, berichtet Vasu. Das waren wohl auch „erfolgreiche Fehlschläge“, Enten und Bienen sind mir jedenfalls keine mehr begegnet. Daneben gibt es auch die wahren Erfolgsgeschichten, wie die Regenwassergewinnung und das Solarprogramm.
Und noch ein Grundprinzip: Jeder kann alles lernen, Papierdiplome sind wertlos
Auch der eigene Lebenslauf ist flexibel, selten arbeiten BewohnerInnen ihr Leben lang in einem Beruf. Man kann als Fahrer anfangen und ein paar Jahre später als Puppenspieler durch das Land ziehen. Jeder kann eine Rolle finden, in die er oder sie am besten reinpasst. Jeder kann sich weiterentwickeln und etwas Neues lernen.

Der Grundsatz "jede/r kann alles lernen" macht auch junge Frauen (hier eine Solarkochermonteurin) selbstbewußt
Ein Grundsatz im college lautet: „jeder kann alles lernen“. In bestimmten Bildungsgraden sieht man keine Voraussetzung für Qualifikationen, die „paper qualifications“ haben hier keinen besonders guten Ruf.
Bunker Roy sagt sogar gern, dass Menschen, die mit einem Masters oder Doktor im campus auftauchen, schon deshalb disqualifiziert sind. Von Papierdiplomen hält man nicht viel. Hier werden Kompetenzen ausgebildet, keine Theorien vermittelt. Hier kann man ohne Lesen und Schreiben zu können, Solaringenieurin werden. Hier wird jeder per se erst einmal für qualifizierbar und lernfähig gehalten.
Dieser positive Ansatz ist ein enormer Motivator. Menschen im barefoot college glauben an sich selbst und sind stolz auf ihre Fähigkeiten. Dies betrifft insbesondere die Frauen. Ihr Selbstbewusstsein, mit dem sie z.B. einen Solarkocher zusammenbauen, dessen Reflektorschale einen Durchmesser von 2 Metern hat, ist bemerkenswert.
Diskriminierung wegen Kastenzugehörigkeit, Religion, Geschlecht oder Behinderung gibt es hier nicht
Vasu erzählt, wie sich der Geist in der Community verändert hat. Wie der Zugang zu wirklich gleichen Entwicklungsmöglichkeiten, eine höhere Sichtbarkeit und die völlige Abwesenheit von Diskriminierung zu höherer Selbstachtung, einem stabilen Grundvertrauen und einem starken Selbstbewusstsein geführt hat.
Dazu ist erwähnenswert, dass auch religiöse Vielfalt vorhanden ist: neben dem Hinduismus gibt es hier Anhänger des Buddhismus, Jainismum und des Islam.
Genauso habe ich die Community auch wahrgenommen – stark, eng im Zusammenhalt, vielfältig und sehr werte orientiert. Nach meinen subjektiven Maßstäben ist man im barefoot college unserem (gelebten) Wertesystem weit voraus.
Maximale Transparenz – ein hoher Wert – Freedom of Information gibt es hier seit Jahrzehnten
Transparenz ist ein weiteres Grundprinzip. Nicht nur die Gehälter sind bekannt, auch die Haushaltsbudgets und wofür sie ausgegeben werden. Das ist auch Basis für die Entscheidungsprozesse – hier reden alle mit, wenn es um wesentliche Budgetfragen geht. Das barefoot college arbeitet viel mit umliegenden Dörfern zusammen. Sie sind u.a. Auftragnehmer für handwerkliche Aufgaben oder entsenden Arbeitnehmer für Arbeitsplätze im campus. Die Dörfer haben ein hohes Interesse, in die Kooperation aufgenommen zu werden. Das barefoot college nutzt dieses Interesse durch Einfluss auf die Dorfgemeinschaften. Die Aufnahme neuer Dörfer in die Kooperation hängt von klaren Kriterien ab – auch hier herrscht Transparenz. Die Dörfer müssen zum Beispiel nachweisen, dass sie auch im eigenen Dorf Frauen und Behinderten bezahlte Arbeitsplätze geben.
Wenn neue Arbeitsplätze im college geschaffen werden, dann erfolgt deren Besetzung über eine Art Warteliste. In den letzten Jahren wurden viele neue Jobs geschaffen – die Fertigung von Spielzeug aus Recyclingmaterialien, Arbeitsplätze in einer neuen Mechanikerwerkstatt, einem Labor für Wassertests oder im gesamten Solar-Bereich. Für diese Arbeitplätze wird man ohne Voraussetzungen qualifiziert. Bei den durch die Dörfer benannten Kandidaten sind ebenfalls Behinderte zu bevorzugen.
Das barefoot college hat sich auch über die eigenen Organisationsgrenzen für mehr Transparenz eingesetzt, insbesondere 20 Jahre lang und letztlich erfolgreich für das Gesetz zur Informationsfreiheit gekämpft, das 2005 endlich in Kraft trat.
Mit diesem Gesetz (siehe auch meinen Artikel „bahnbrechende Gesetze“ dazu) soll insbesondere die Korruption bekämpft werden.
Die finsteren Kanäle, in denen öffentliche Gelder auf dem Weg durch die verschiedenen föderalen Ebenen von oben nach unten versickerten, werden durch dieses Gesetz transparent.
Die Korruption nahm nach Inkrafttreten des Gesetzes ab, mehr Gelder kamen auf der Ebene der Bedürftigen an.
Traditionspflege, Solartechnologie und Globalisierung – hand in hand – das geht? Es geht!
Noch ein Grundprinzip nennt Vasu: Im barefoot college wird Tradition gepflegt aber werden die Augen nicht vor dem Fortschritt und der Globalisierung verschlossen.
In den Werkstätten fertigt man Kunsthandwerk nach altem Brauch und in gewohnter Handarbeit, aber auf den Dächern glänzen Solarpanele in der Sonne, es gibt WLAN und der Shop versendet seine Waren per mailorder innerhalb von 7 Tagen an jeden beliebigen Ort auf der Welt. Jedes Päckchen wird dabei in einen Stoffsack eingenäht – in Handarbeit. Hier wird das Blechgeschirr an der Wasserpumpe im Freien gewaschen aber Afrikanerinnen eingeflogen und zu Solaringenieurinnen ausgebildet. Tradition und Globalisierung – hier funktioniert beides nebeneinander. Der Geist von Gandhi steht dahinter – Technologie und Fortschritt ja, aber nur wenn sie keine Arbeitsplätze vernichten und das Leben der Menschen verbessern.
Everything is done for the poor and by the poor – der barefoot Ansatz breitet sich aus in Indien
All diese Aspekte machen den barefoot Ansatz aus. Bunker Roy formuliert ihn noch kürzer: „everything is done for the poor and by the poor”. Inzwischen gibt es 20 barefoot colleges in 16 indischen Bundesstaaten, die alle unabhängig voneinander existieren.
Einige von ihnen wurden von ehemaligen campus Bewohnern in Tilonia gegründet. Gemeinsam bilden sie das SAMPDA Netzwerk, ein Netzwerk von Freiwilligen Organisationen, die nach dem barefoot Ansatz arbeiten.
In diesem Gespräch mit Vasu habe ich an meinem letzten Tag im barefoot college sehr viel erfahren über das, was die Seele des college ausmacht – was die Community im Inneren zusammenhält. Ich hätte noch länger zuhören können, aber das läßt der knappe Zeitplan nicht zu. Ich muss noch packen, einkaufen, den deutschen Text recorden –und das alles bis 13:00 – dann geht’s zur amtierenden Premierministerin der Night Schools Rajasthans.
[…] Artikel zur Demokratie im barefoot college – nach Interview mit Vasu […]