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Ein Schwabe ist Stammgast im barefoot college

Ich bin noch im Audiovisuell Center und schaue die letzten Minuten des Films über das Frauentreffen von 1985, da werde ich zu Bunker ins Büro gerufen. Dort sitzen die beiden Europäer, die ich morgens beim Frühstück in der Messe gesehen hatte. Sie werden mir als Heike und Wolfgang aus Deutschland – genauer aus Schwaben – vorgestellt. Wolfgang Scheffler ist Entwickler des Scheffler-Solarcooker – genau des Apparates, den die Solarcooker-Monteurinnen im Alten Campus zusammenbauen. Wolfgang hat ihn entwickelt, die Frauen ausgebildet und kommt seit Jahren immer wieder ins barefoot college, um nach dem Rechten zu sehen.

Wolfgang und Heike werden warm empfangen

Bunker bittet mich, die beiden bei ihren Besuchen im Campus zu begleiten. Da die beiden auch noch einigermaßen Hindi sprechen, verspreche ich mir davon detailliertere Einblicke in die Arbeit der Frauen auf dem Campus. Es ist immer noch kühl und nieselt, ich wickele mich auch in zwei Tücher – eins ist eine Leihgabe von Bata und hält allein durch seine Größe alle Arten Wetterunbill etwas von mir ab. Gemeinsam laufen wir – Heike, Wolfgang und ich – über den Ackerweg zum alten Campus, um die Solarkocher-Monteurinnen zu besuchen.

Wolfgang Scheffler beim Smalltalk mit den Solarkochermonteurinnen

Als wir dort ankommen sitzen alle gerade um ein kleines Feuer versammelt und wärmen sich. Sita und ihre Kollegen springen sofort auf, Wolfgang ist hier offensichtlich ein sehr gern gesehener Gast. Wir nehmen die Einladung ans Feuer sehr gern an und wärmen uns auch eine Weile auf. Heike und Wolfgang betreiben Smalltalk auf Hindi. Weiterlesen »

Am siebten Tag: Der erste Regen!

Am morgen des siebten Tages wache ich nach meinen obligatorischen 10 Stunden Schlaf auf und höre ein Geräusch. Ich denke spontan – oh, es regnet, aber muss mich gleich selbst auslachen, wie ich auf so eine dumme Idee kommen konnte. Hier und Regen – jetzt! So ein Unsinn. Ich bin mir meiner Sache so sicher, dass ich nicht einmal rausschaue.

Regen in Tilonia

Als ich eine halbe Stunde später mein Zimmer verlasse, habe ich diesen ersten Gedanken am Morgen längst vergessen und so trifft mich fast der Schlag, als ich auf der kleinen Terasse schräg vor meiner Tür kleine Pfützen entdecke, in denen Regentropfen kleine Ringlein machen. Mein Blick wandert himmelwärts: tatsächlich – alles grau, draußen – alles grau, der Boden feucht und dunkel, ab und an huscht schnell ein mehrfach in Tücher vermummter Mensch vorbei. Es regnet wirklich! Es ist mehr ein kräftiger Niesel als ein Regen. Auf dem Erdboden reicht es gerade, den Staub zu binden. Dort entstehen nirgendwo Pfützen oder Rinnsale aber es ist kühl und feucht. Die Luft ist klamm, so völlig anders als in den bisherigen Tagen.

Ich frage später, ob es nicht ungewöhnlich ist, jetzt Regen zu haben, aber ich erfahre, dass es noch eine Winterregenzeit gibt, die Anfang Dezember anfängt – nur bisher war der Regen ausgeblieben. Dies ist der erste Regen. Die Regenwassertanks wird er auch nicht füllen.

Fladenbrot und Tee zum Frühstück

Diesmal frühstückt niemand auf den Steinbänken im Freien, wo sonst alle die Morgensonne genossen haben. Es ist geradezu voll in der Messe beim Frühstück. Dort sehe ich zwei Europäer und will sie schon ansprechen, als sie aufstehen und gehen. Mein Frühstück ist besonders lecker. Ich hatte am Vortag auf Nachfrage Bunker Roy erzählt, dass mir das Essen sehr gut schmeckt, auch das Fladenbrot, dass das Brot am Neujahrstag aber besonders lecker gewesen sei, es hätte irgendeine Füllung gehabt mit verschiedenen Gewürzen. Daraufhin meint Bunker, ich solle es doch dann  jeden Tag essen und ich kann ihn nicht davon abhalten, die Küche anzurufen und meinen Sonderwunsch durchzugeben. Seit dem bekomme ich morgens immer Extrabrot, das ist mir etwas peinlich den anderen gegenüber aber es schmeckt dennoch köstlich. Weiterlesen »

6 Tage die Woche Schule und niemals Ferien: freiwillig in der Nightschool

Am Abend, es war schon dunkel, brechen wir mit dem Jeep über unwegsames Gelände in ein Dorf auf, nur ca. 8 km von Tilonia entfernt. Es ist Samstag, nach 19 Uhr. Über finstere Wege legen wir die letzte Strecke zurück, dann hören wir schon an den Geräuschen, dass wir angekommen sind: Kinder wiederholen im Chor bestimmte Laute – wir sind in der Nightschool.

Unterricht im Dunkeln - Nightschool

Heute abend bezieht sich das wir nicht nur auf Bata und mich sondern auch auf einen jungen Amerikaner, der seit 2 Jahren in New Delhi in einem Think Tank arbeitet und die Wirkung von Hilfsmaßnahmen untersucht. Er erstellt gerade eine case study über das barefoot college und wird auch 2 Tage im Guesthouse wohnen.

Die Nightschool sollte es gar nicht geben müssen, aber hier in den armen Dörfern Rajasthans ist sie vor allem für Mädchen oft die einzige Chance auf Schulbildung. An 6 Tagen die Woche, Montag bis Samstag, mit einer Handvoll Feiertagen aber niemals Ferien, lernen hier gänzlich freiwillig jeden Abend von 18 – 21 Uhr – im Sommer von 19-22 Uhr ca. 30 Kinder gleichzeitig in den Klassenstufen 1-5. Obwohl der Unterricht schon seit einer Stunde läuft, treffen auch nach uns noch Kinder ein. Bis auf zwei Jungen sind alle Mädchen. Mit großen neugierigen Augen schauen sie uns an.

die Tafeln lehnen an der Hauswand des Lehrers

Ihr Klassenraum besteht aus einer Mauer in ihrem Rücken, einem daran gebauten Dach auf 2 Stelzen und zwei Tafeln, die an die gegenüberliegende Hausmauer angelehnt sind. In diesem Haus wohnt der Lehrer, deshalb ist der Unterricht dort.

Auf dem Boden sind ein paar schmale Teppiche ausgebreitet, sonst liegt dort nur Schotter und staubige Erde. Die Kinder sitzen mit nackten Füßen und wegen der Kälte eng in ihre Tücher gewickelt dicht beieinander.

zwei Solarlampen spenden Licht in der Dunkelheit

Das einzige Licht kommt von zwei Solarlampen. Es gibt in der Umgebung von Tilonia inzwischen über 70 Nightschools.

Die deutsche Welthungerhilfe hat über viele Jahre die Nightschools unterstützt aber dann die Hilfe eingestellt.

Die Begründung ist eine in der Industriewelt häufig zu hörende: mit den Nightschools würde man die Lebensverhältnisse der Kinder perpetuieren, man würde damit Kinderarbeit fördern und so dazu beitragen, dass die Kinder nicht tagsüber eine Schule besuchen können.

 

Mangli, Puja und Samlesh hüten tagsüber Ziegen– ohne Nightschool hätten sie niemals Schule

Das klingt auf den ersten Blick nicht unlogisch. Aber er einmal in diesen Dörfern war und die ärmlichen Verhältnisse gesehen hat, der glaubt sofort, dass es in vielen Familien keine Alternative dazu gibt, die Kinder – leider insbesondere die Mädchen – zum Ziegenhüten auf die Weide zu schicken oder aber zuhause auf die kleinen Geschwister aufpassen zu lassen, wenn beide Eltern arbeiten sind und Kinderbetreuung nicht existiert.

am Tag hütet sie Ziegen

Wir erzählen kurz wer wir sind und der Lehrer läuft, eine ausrollbare Weltkarte zu holen. Sie ist sehr klein, aber immerhin – ich zeige auf Indien und fliege dann mit dem Finger durch die Luft nach Deutschland. Dann ist Michael dran – er zeigt die Fluglinie St. Louis, USA. Die Kinder staunen über die Distanzen, vorstellen können sie sich wohl kaum.

Ich frage die Kinder, was sie so machen, tagsüber und die Antworten sind wie vermutet. Die meisten, Kearsi, Puja, Gusa, Ejen, Samlesh und andere hüten zwischen einer und 15 Ziegen, Mangli sogar 20 Ziegen. Santosch – ein schmächtiges Mädchen von vielleicht 10 Jahren –  hütet 10 Kühe, Nandu, ein anderes Mädchen drei Ochsen, manche hüten Geschwister. Sampat und andere helfen den Eltern bei ihrer Erwerbsarbeit oder arbeiten im Haushalt.

auch die Kleinsten kommen in die Nightschool

Ich frage sie, ob sie gern zur Schule kommen und alle nicken begeistert, sogar bei der Frage, ob sie gern Hausaufgaben bekommen, nicken sie eifrig. Sie erzählen, dass sie sie oft mit auf die Weide nehmen und dort lernen.

Einmal im Monat gibt es einen Leistungstest, für den Übergang in die nächste Klassenstufe muss man ebenfalls einen Test absolvieren. Alle Kinder aus 5 Altersstufen werden gleichzeitig unterrichtet. Zwischendurch teilt der Lehrer die Gruppe in Altersstufen ein, die getrennte Aufgaben erhalten. Zwei bis drei Kinder haben einfach ihre Geschwister begleitet, zwei sehen aus, als wären sie höchstens 3-4 Jahre alt. Eines der Kinder erzählt stolz, dass es die 5. Klasse der Nightschool bestanden hat und nun als Kinderbetreuerin in einer Art Krippe arbeitet.

Eine ehemalige Ministerin und eine zukünftige Pilotin gehen in die gleiche Klasse

eine ehemalige Ministerin des Rajasthan-Nightschool-Kinderparlamentes (Mitte)

Ein anderes Mädchen ist jetzt in der 5. Klasse und war im vergangenen Jahr Nightschool-Ministerin. Alle Nightsschools werden von einem Kinderparlament „regiert“. Dazu finden alle 2 Jahre Wahlen statt, bei denen neben mehreren Ministerien auch die Position des Premierministers bzw. der Premierministerin zu vergeben sind.

Die Kinder lernen auf diese Weise eine Menge über Demokratie, wie eine Volksvertretung agiert, wie man sie wählt, wie man Wahlkampf macht und anschließend für die Wahlversprechen gerade stehen muss.

Sie gehen mit allem Ernst an die Sache und die gewählten Ministerinnen und Minister entwickeln ein starkes Selbstbewusstsein durch ihre Regierungstätigkeit. Sie besuchen andere Nightschools und treffen sich regelmäßig zu Kabinettssitzungen, sie planen gemeinsam auch Lehrstoff und beraten Probleme. Seit 1993 gibt es das Kinderparlament. Seine gewählten Mitglieder kommen aus vier Bezirken Rajasthans, einer Fläche ca. 800 Quadratkilometern.

Aufmerksam wird zugehört, trotz später Stunde

Ich frage die Kinder auch, was sie einmal werden möchten und nach kichern und tuscheln melden sich nur zwei Mädchen zu Wort: sie wollen Lehrerin werden. Ich frage, ob auch jemand Ärztin werden will und ein Mädchen meldet sich. Ein weiteres meldet sich von selbst– es möchte auch Krippenerzieherin werden. Auch auf die Frage, wer denn einmal Solaringenieurin werden will, meldet sich ein Mädchen. Und dann spricht noch eins von allein, es möchte Pilotin werden, am liebsten Hubschrauber fliegen und die anderen Kinder lachen. Ich erzähle von den Pilotinnen, mit denen ich schon durch die Luft geflogen bin und dass es durchaus möglich ist, diesen Traum zu verwirklichen, wenn man daran glaubt, fleißig lernt und nicht aufgibt.

Natürlich weiß ich, dass man allein mit gutem Willen nicht alles schaffen kann – nicht unter diesen Bedingungen. Aber die Welt verändert sich, auch in Rajasthan.

Das Klassenzimmer ist nur ein Dach auf zwei Stelzen an einer Mauer

So etwas in der Art habe ich auch in das etwas zerfledderte „Gästebuch“ der Nightschool geschrieben. Mich haben die Gesichter dieser Mädchen sehr beeindruckt, aus ihren Augen sprach eine Ernsthaftigkeit und ein fester Wille, aber wenn sie nur ihren Namen gefragt wurden, waren einige plötzlich ganz schüchtern, versteckten sich hinter ihren Tüchern und wagten sich kaum wieder hervor. Ich wünsche ihnen, dass sie diese Scheu ablegen und mit Stolz, Anmut und Würde zielgerichtet ihre Träume verwirklichen könen.

Ein Computer wird in die Luft gemalt und „Katjuscha“ erklingt in der Halbwüste Rajasthans

Dann sind die Kinder dran und dürfen Fragen stellen. Sie wollen wissen, ob ich auch Tiere zu Hause habe, was bei uns auf den Feldern wächst, ob ich verheiratet bin. Ich zeige ihnen ein Foto meines Sohnes, es wird von Hand zu Hand gereicht, alle wollen es unbedingt anschauen, es kommt Tumult auf und zum ersten Mal muss der Lehrer mahnen. Die Kinder fragen auch nach meinem Beruf und was ich da so mache.

Bata übersetzt

Ich beschreibe vereinfachend, dass ich in einer Computerfirma arbeite und viel am Computer sitze, woraufhin Bata, meine Übersetzerin, erst einmal beschreibt, was ein Computer ist und Monitor und Tastatur in die Luft zeichnet.

Am Ende frage ich die Kinder, ob sie denn Schokolade mögen und gerecht teilen können….die Antwort ist natürlich ein zweifaches JA. Ich habe zum Glück noch beim Dutyfree in Neu Delhi eine Riesentafel Schokolade gekauft – darin sind 40 Stück – das gibt gerade für jeden ein Stück, inzwischen sind noch ein paar Zuschauerkinder eingetrudelt.

die Schokolade wird verteilt

Ich habe auch von der Berliner Bonbonmanufaktur ein Tütchen dabei, beides, Bonbons und Schokolade werden verteilt. Wie bei den Bounties gestern gibt es auch hier nur langsames Genießen, einige Kinder lecken nur an der Schokolade, damit sie länger davon haben. Eines der kleinsten Kinder darf die Krümel aus der Schachtel essen. Ach ja. So sehr sich die Kinder freuen, so wenig ändert ein Stückchen Schokolade ihre Alltagswelt. Werden sie ihre Träume verwirklichen? Wird aus ihnen einmal eine Ärztin oder Hubschrauberpilotin werden? Oder bleiben sie im Kreislauf der Armut gefangen und werden wie meine Madonna von Tilonia vier Kinder bekommen und tagein tagaus kleine Hefte zusammenkleben, zu fünft oder zu sechst in einem einzigen, dunklen Zimmer leben?

Welche Zukunft wird diese Nightschool-Schülerin wohl haben?

Die Kinder singen ein Lied, über die Liebe zu ihrem Dorf, das ihre Heimat ist und einen Baum hat, der ihnen Schatten spendet. Sie wollen auch von uns ein Lied gesungen haben und da mir auf die schnelle (peinlicherweise) kein deutsches Lied einfällt, singe ich ihnen die erste Strophe von Katjuscha auf russisch vor.

Ich übersetze den Text auf englisch und Bata in den lokalen Dialekt – dabei zeigt sie auch Rußland auf der Weltkarte. So wird aus unserem Besuch doch noch ein wenig Bildung für die Kinder und nicht nur eine (wenn auch durchaus willkommene) Störung.

Michael mag nicht singen, also verabschieden wir uns von den Kindern. Sie lernen von Bata noch den Satz „thank you for the chocolate“, winken uns hinterher und wir verschwinden in das Dunkel der Nacht.

Es wird trotz alledem viel gelacht in der Nightschool

Uns begleitet der Lehrer mit der Solarlampe zum Jeep. In der finsteren Nacht sträunt nur ein Hund herum und ich frage mich, wie die Mädchen da allein nach Hause sollen. Sie haben Fußwege bis zu einem Kilometer zurückzulegen. Der Lehrer erzählt, dass sie zwar allein kommen, aber dass er sie nach Hause eskortiert. Ich bin etwas beruhigt. Ich wäre solche Wege als Kind niemals allein im Dunkeln gelaufen.

Nightschools sind notwendig. Leider. Noch.

An meinem Handy sehe ich, dass ich zum ersten Mal in Indien keinen Empfang habe. Das ist die Wirklichkeit im ländlichen Rajasthan, nicht die Solar- und WLAN Versorgung des barefoot college.

Man mag die Nightschools zwiespältig sehen, für mich sind sie ein Weg, Kindern Bildung zu ermöglichen, die sonst davon ausgeschlossen wären. Gerade bei Mädchen ist jedes einzelne Schuljahr umrechenbar in höhere Lebenserwartung, bessere Geburtenkontrolle und  höheres Einkommen, es wirkt sich auf die Gesundheit ihrer späteren Kinder aus und auf deren Bildung. Wir können nicht mit unseren Maßstäben messen, wenn es darum geht, Armut in Entwicklungsländern zu beseitigen. Wir können die Augen vor der Lebenswirklichkeit dort nicht verschließen. Wo Nightschools  der einzige Bildungsweg für viele Mädchen ist, muss man das Konzept rückhaltlos unterstützen.

Fünf Klassen werden gemeinsam unterrichtet

Aus diesem Grund wurden die Nightschools von Bunker Roy gegründet. Inzwischen gibt es 6.250 Schülerinnen und Schüler in 250 Nightschools in 6 indischen Staaten. Alle werden vom barefoot college unterstützt und mit über 500 Solarlampen beleuchtet. Das barefoot college unterstützt diese Schulen auch mit Lehrmaterialien, die von Jugendlichen mit Behinderungen im Campus erstellt werden. Mehr Informationen findet man auf der Website des barefoot college , außerdem gibt es auf YouTube den Film „Nightschools of Tilonia“. 

Im Stoffelager ist es finster

Den Nachmittag meines sechsten Tages verbringe ich überwiegend schreibend im Telefoniglu. Ein Abstecher in das Alte Campus muss jedoch sein, da mir Aruna nahe gelegt hat, lieber eine unifarbene Hose zum langen indischen Oberteil zu tragen als eines in der gleichen Musterung. Unifarbene Hosen gibt es jedoch im Shop gerade nicht, also nutze ich eine Mitfahrgelegenheit und fahre mit Bata und Bunkers Cousin in das Alte Campus zu den Schneiderinnen.

Das Stoffelager im Alten Campus

Dort werde ich in das Stofflager geführt, das leider kein Licht hat. Durch das Fenster dringt nur spärlich Licht, es ist klein und der Nachmittag neigt sich dem Abend zu. Der Staub auf den Fenstern tut sein übriges – kurz, man kaum Farbe und Beschaffenheit der Stoffe erkennen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es soviel Auswahl in einfarbigen Stoffen ohnehin nicht gibt und das vielversprechendste Regal auch noch direkt am Fenster steht. Ich halte mir mal die eine und mal die andere Stoffrolle über die Beine und kann mich dennoch nicht entscheiden.

Am Ende nehme ich mir die Entscheidung selbst ab – eine Hose kostet 5-6 Dollar, da kann man auch zwei verschiedene Farben nehmen. Ich entscheide mich für mittelblau und rostrot – beides dürfte gut zu meinem Oberteil passen. Die Schneiderin nimmt noch einmal Maß – beim letzten Mal war meine Hose zu lang geraten – und verspricht am folgenden Tag die Hosen zu nähen. Das klappt auch – ich bekomme beide Hosen am kommenden Nachmittag, leider diesmal ein wenig zu kurz, da hilft nur, den Gummizug etwas tiefer ziehen…

Madonna backt Fladenbrot mit Kerosin

In meiner Tasche habe ich einige Süßigkeiten, die ich den Kindern meiner „Madonna von Tilonia“ schenken möchte (siehe meinen Text „Das Fest beginnt: Sylvester 2009″ – dort ist das beeindruckende Bild der „Madonna“ mit ihren beiden Kindern abgebildet). Ich weiß nicht, wie sie heißt und wo sie wohnt und Bata auch nicht. Wir wissen nur, dass sie auch Kalender klebt, hier auf dem Alten Campus.

die "Madonna von Tilonia" beim Herstellen von Kalendern

Aber die Schneiderin kennt alle, die hier wohnen und so zeige ich ihr einfach das Foto. Damit ist die Sache einfach – meine Madonna stellt sich als quasi Nachbarin und im gleichen Hof der Schneiderin wohnend heraus. Die Wohnung ist hinter der Metallwerkstatt, gegenüber der Solarcooker-Werkstatt.

die Madonna von Tilonia vor ihrer Behausung

Wir finden die Gesuchte und ich bin froh, dass ich einer Intuition folgend Süßes für vier Kinder mitgenommen hatte, obwohl ich nur von zwei Kindern wusste (die auf dem Madonnenfoto abgebildeten). Madonna hat tatsächlich vier Kinder. Sie freut sich sehr über die kleinen Gaben und lädt uns zum Tee ein. Doch wir wollen am Abend noch in die Nightschool, die Zeit haben wir nicht. Aber so komme ich dazu, einen Blick in ihre Wohnung zu werfen und bin betroffen. Es ist dunkel in dem einzigen Zimmer, in dem eine breite Liege steht und 2 weitere Liegen hochkannt gestellt sind, um kaum eine mehr als 1,5 Meter breite Fläche freizugeben. Es riecht nach Kerosin. Madonna erzählt, dass sie gerade keinen Strom haben und daher die Lampe nicht funktioniert. Sie sind offenbar nicht mit Solarstrom versorgt und so backt sie auch die Fladenbrote für das Abendbrot mit Kerosin. Unvorstellbar, dass man bei diesem Geruch schlafen kann. Für Groß und klein ganz sicher gesundheitsschädigend.

Ich nehme mir vor, irgendwie dafür zu sorgen, dass dieser Hof auch mit Solarstrom versorgt wird, damit nie wieder das Licht ausfällt und nie wieder mit Kerosin Brot gebacken werden muss. Damit mehr Geld übrig bleibt für die Kleidung der vier Kinder. Madonna lädt uns für das nächste Mal zum Tee ein und wir verabschieden uns. Bedrückt gehe ich fort. Hier muss man etwas machen!

Madonna mit einem ihrer Kinder beim Sylvesterfest 2009

Wir haben wieder eine Mitfahrgelegenheit in den neuen Campus wo sich herausstellt, dass wir erst etwas später zur Nightschool fahren. Ich nutze die Zeit und schreibe in meinem Zimmer an einem Text für den Blog.

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Schulbesuch im Barefoot College – wilde Jungen und ein Mädchen mit starkem Blick

die Schulkinder im Community Theater (Agora)

Den ganzen Tag schon ist Gewusel auf dem Neuen Campus, drei Busse haben viele Schülerinnen und Schüler ausgespuckt, die erst gemeinsam eine Einführung im großen Community Theater erhalten, und dann in einzelnen Gruppen die verschiedenen Bereiche des barefoot college ansehen.

Jungen und Mädchen wandern in getrennten Gruppen herum, sie verhalten sich sehr unterschiedlich.

Die Jungs sind geradezu distanzlos, jeder will unbedingt von mir fotografiert werden, viele geben ihr Handy den Freunden, damit sie ein Foto von sich mit mir machen können. Sie stellen sich auch in immer wechselnden Gruppen auf oder belagern Bänke in Konstellationen, die ich bitte wieder fotografieren soll.

Sie albern herum und machen alle Arten Witze. Sie drängeln und schubsen sich gegenseitig.

...wild auf ein Foto

Rücksicht gegenüber den Kleineren gibt es nicht, die Großen drängen sich permanent in den Vordergrund.

Am Ende schreite ich ein – und sortiere  sie selbst, wenn schon Foto, dann wie gewohnt: die Kleinen vorn, die Großen hinten. Manche Kleinen wehren sich auch mit ausgebreiteten Armen gegen das Vordrängeln der Großen. Gar nicht so einfach, einen Hummelhaufen zu fotografieren, aber es geht doch.

Jungen drängeln sich in Gruppen zum Fotographieren

Viele Jungen stellen sich vor und schütteln mir die Hand, sie sagen immer wieder „hello“ und „Thank You“. Ich werde gefragt, ob ich aus Amerika komme, aber auch die Antwort „Germany“ scheint sie nicht zu enttäuschen. Einige handeln sich beinahe Ärger mit ihrer Aufsicht ein, weil sie kein Ende finden.

Bei den Jungen löst daneben vor allem der ausrangierte Kampfflieger Begeisterung aus. Sie klettern die kleine Leiter hoch und auch dort posieren sie für Fotos. Ich möchte ihnen anbieten, einige Bilder per email zu schicken, aber das scheitert an der Kommunikation – oder sie haben einfach keinen Zugang zu email.

Jungs am Flieger

Ganz anders verhalten sich die Mädchen. Das Flugzeug wirkt natürlich auch auf sie anziehend, aber nur einige interessieren sich dafür, es auch zu erklettern, das Ganze geht dabei eher ruhig zu.

Schulmädchen am Flugzeug

Sie sind auch sehr neugierig und schauen mich unverwandt an, aber sie bleiben auf Abstand.

Manche ergreifen sogar die Flucht als sie beim Fotographieren der Jungs versehentlich mit im Bild sind (sie waren auf ein Mäuerchen geklettert, um zu schauen was los ist).

Das Mädchen mit dem blauen Hemd schaut fast die ganze Zeit mit direktem Blick zu mir, am Flugzeug (auf der Leiter), vom Mäuerchen, in der Gruppe.

Ich werde richtig neugierig, weil man selten ein Kind mit solchem Blick trifft, so offen, so direkt und soviel Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlend.  Ich weiß leider nicht einmal, wie sie heißt. Sehr schade.

Fluchtreflexe und ein direkter Blick - Schulmädchen in Rajasthan

Die Mädchen sind auch etwas besser in Englisch, sie sind freundlich und höflich und sagen „nice to meet you“ zu mir. Ihre Augen sind wach aber oft sehr ernsthaft.

das Mädchen mit dem starken Blick

Am Flugzeug trocknen Puppenköpfe

Als die Jungsgruppe zum Flugzeug kam, war ich eigentlich gerade dabei, einem Puppenmacher über die Schulter zu schauen. Es fasziniert mich wie beim ersten Mal, der Entstehung der Puppenköpfe zuzuschauen.Der Puppenmacher und seine jüngsten Geschöpfe

Der Puppenmacher ist stolz auf seine Arbeit und zeigt mir seine großen und kleinen Werke. Er läßt die große Puppe mit den Augen klappern und die kleine Puppe den Mund auf und zu machen (sie erinnert wieder stark an Bunker Roy).

die Puppenköpfe trocknen auf dem Flugzeugflügel

Er ist sehr freundlich und aufmerksam aber auch sehr still. Es ist der taubstumme Mann, der so wunderbar auf dem Sylvesterfest getanzt hatte.

 Die fertigen Pappmaché-Köpfe sind auf einen Stock aufgespießt und auf dem Flugzeugflügel befestigt worden, um besser zu trocknen. Das sieht außerordentlich witzig aus und erinnert mich an Giacometti Plastiken.

Einige liegen auch einfach flach auf dem Flugzeugflügel herum, als hätte sie jemand nur vergessen. 

trocknende Puppen

Ich kann mich auch ein weiteres Mal im Puppenlager umschauen. Puppen sind immer wieder schön. Ich entdecke die tanzende Riesin vom Neujahrsfest – diesmal ohne Lampe im inneren. Der geheimnisvolle Zauber der Nacht ist dahin, aber eindrucksvoll ist sie noch immer. Die Puppe daneben – immerhin so groß wie ein halber Mensch, wirkt lächerlich klein neben ihr. Ich entdecke eine Puppe, die offensichtlich Aufklärung leistet über gute Buchführung, so sieht es jedenfalls aus. Und neben drei Schönheiten im Hintergrund eine schwarze finstere Frauenpuppe mit leuchtenden Augen – wie ein Gespenst, das über die bunten  Damen wacht.

drei Mädchen und ein Buchhalter - Puppen aus dem Lager

Aus Leiterplatten werden Möbel – im Milchiglu des barefoot college

Auf dem Weg zum Telefon-Iglu, um dort wieder etwas für den Blog zu schreiben, beschließe ich einen Abstecher in das Milch-Iglu, das sich direkt daneben befindet. Beide Iglus sind direkt rechter Hand gelegen, wenn man in den Neuen Campus kommt. 

Hier decken sich die Einwohner des college mit ihrem täglichen Bedarf an Milchprodukten ein. Im Essen wird (zu meinem Glück) keine Milch verwendet, aber Tee ohne Milch zu bekommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

das Milch-Iglu von außen und das Gemälde auf seinem Dach

Auf dem Dach des Iglus ist ein Bild gemalt – natürlich mit Bezug zur Hütte, unverkennbar die Zitzen der Kuh im Vordergrund. Die Türen stehen auf, aber ich treffe niemanden an. Das Innere der Milchhütte ist spartanisch, da gibt’s nur einen Tisch mit Ventilator und dem obligatorischen Radio, ein Regal für eine Handvoll Akten und das entscheidende Inventar: die Kühlhaltetruhe mit den Milchprodukten. 

das Milch-Iglu von innen - spartanisch eingerichtet

Beim näheren Betrachten der Verkauftheke fällt mir auf, dass sowohl Oberfläche der Tischplatte als auch Vorderwand und Tür aus alten Leiterplatten hergestellt wurden. Das sieht sehr lustig aus, ist aber bestimmt nicht so toll sauber zu halten, da die Platten viele kleine Löcher haben.

Leiterplatten im Milchiglu - Recycling für Möbelverkleidung

„Bunker Roy gegen den Staat Rajasthan“ –ein Urteil des Obersten Gerichts zündet die Frauenbewegung

Die nachfolgende Geschichte der Frauenbewegung von Rajasthan hat mir Ramkaran erzählt (siehe dazu auch den vorhergehenden Blogbeitrag). Da ich keine historischen Fotos zur Verfügung habe, sind in diesem Beitrag Porträts von Frauen und Mädchen abgebildet, die zur Zeit im barefoot college oder seiner Umgebung leben und arbeiten – sie stehen jedoch in keinem direkten Zusammenhang zur beschriebenen Geschichte.

Zwei Solar-Heizungsbauerinnen im barefoot college

Frauengruppen entstanden 1981 in Rajasthan – durch einen Fall öffentlicher Diskriminierung von Frauen. In der Nähe von Tilonia wurden öffentliche Straßenarbeiten durchgeführt, bei denen 600 Menschen Arbeit hatten – 300 Frauen und 300 Männer. Die Männer bekamen 4 Rupien Stundenlohn, die Frauen nur 3 Rupien. Alle waren faktische Analphabeten und niemand wußte, dass es ein Gesetz über Mindestlohn gab, das sogar 7 Rupien Stundenlohn vorschrieb. Aber die Frauen sahen, was die Männer bekamen und was sie bekamen und waren entrüstet. Man begründete ihnen gegenüber die Ungleichbezahlung damit, dass sie schwächer wären als Männer und daher weniger schaffen würden. Die Frauen arbeiteten jedoch genauso effektiv wie die Männer und waren daher mit der Ausrede nicht zufriedengestellt. Eine Delegation von 10-15 Frauen machte sich auf den Weg in das nahe gelegene Tilonia, um dort Bunker und Aruna Roy von ihrem Fall zu erzählen. Die Annahme ihres Lohnes hatten sie bis dahin verweigert.

Von Aruna und Bunker Roy erfuhren sie dann erstmalig von ihrem Recht auf Mindestlohn von sogar 7 Rupien – mehr als das Doppelte dessen, was man ihnen bezahlen wollte. Noch am gleichen Abend versammelten sich die Frauen in Harmara, dem Arbeitsstandort – alle 300 Arbeiterinnen nahmen am Treffen teil. Gemeinsam beschlossen sie, die Annahme ihres Lohnes weiterhin zu verweigern und 7 Rupien Lohn zu fordern.

Sita, Solarkocher-Monteurin im barefoot college, auf dem Weg vom Alten in das Neue Campus

Für das Straßenbauprojekt waren zwei öffentliche Behörden zuständig – das Public Works Department auf Landesebene und die Abteilung für Dörfliche Entwicklung auf Distriktsebene. Das Barefoot College schrieb einen von den Frauen unterzeichneten Beschwerdebrief mit ihrer Forderung an diese Behörden – er blieb unbeantwortet. Zehn Tage danach reichte Bunker Roy im Namen der Frauen eine offizielle Beschwerde beim Obersten Gericht auf Bundesebene ein. Alle 300 Frauen hatten ihm Vertretungsrechte überschrieben, da sie ihre Familien für die Anhörungen in Neu Delhi nicht verlassen konnten. Der Fall wurde verhandelt als „Sanjit Roy versus State of Rajasthan“ (Sanjit Roy ist Bunker Roys eingetragener Name, Bunker ist sein Spitzname, den er heute praktisch ausschließlich verwendet).

Das Verfahren dauerte über 18 Monate, bis am 20. Januar 1985 das überraschende und wegweisende Urteil des Obersten Gerichtes gefällt wurde: Der Staat Rajasthan wurde dazu verurteilt, an alle 300 Frauen den Mindestlohn von 7 Rupien die Stunde nachzuzahlen. Dieses Urteil sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Die Frauen erlebten zum ersten Mal, dass es Sinn macht, sich zu wehren, dass sie gemeinsam sogar gegen die Verwaltung kämpfen und gewinnen können. Weiterlesen »

Das barefoot college wird von unten gemanaged

Wieder habe ich zehn Stunden am Stück geschlafen, die Umgewöhnung nach der Rückkehr wird nicht leicht sein. Es gibt die obligatorischen Fladenbrote zum Frühstück bevor ich zu Bunker Roy ins office gehe. Bunkers Büro ist am Rand des barefoot colleges, nahe bei seinem Wohnhaus. Auch hier wird ebenerdig gesessen bei der Arbeit, auf flachen Kissen mit ein oder zwei Nackenrollen im Rücken. Die Sitzweise ist exemplarisch, hier wird kein hierarchischer Abstand gepflegt, ohnehin wird das barefoot college vorwiegend von der community selbst gesteuert.

das Büro von Bunker Roy

Bata kommt auch in Bunkers Büro und zeigt mir einige historische schwarz weiß Fotos aus dem barefoot college, es sind wunderbare Bilder dabei, sie wirken wie vor 100 Jahren aufgenommen und sind doch erst 20 oder 30 Jahre alt. Ich sehe Jugendbilder von Aruna und Bunker, auch von Batas Eltern und anderen, die ihr halbes Leben schon in Tilonia verbracht haben. Einer von ihnen ist Ramkaran, seit er 14 Jahre alt ist, lebt und arbeitet er im barefoot college, seit über 30 Jahren. Bunker meldet mich telefonisch bei ihm an, er wird mein nächster Interviewpartner und soll mir alles zum Thema Regenwassergewinnung erzählen.

Ramkaran in seinem Büro - zuständig für Womens Issues und Rainwater Forresting

Ramkaran hat sein Büro direkt hinter dem Telefon-Iglu, es ist klein und bietet neben seinem Arbeitsplatz nur noch Raum für viele Akten.

An den Wänden hängen Poster mit Fotos von Frauentreffen der vergangenen Jahre. Er ist nicht nur für das Thema Regenwassergewinnung zuständig sondern auch für das Women Development Program. Seine beiden anwesenden Mitarbeiter werden mir vorgestellt – Rami kümmert sich vor allem um die Frauengruppen, Naru um Aufgaben, die mit dem National Rural Employment Guarantee Act zusammenhängen.

Naru im Büro von Ramkaran, zuständig für Umsetzung des Nationalen Gesetzes zum Recht auf Arbeit für die Landbevölkerung

Wir unterhalten uns eine Stunde über Frauenrechte, Arbeiterbewegung und das Gesetz zur Informationsfreiheit, -bis zur Gewinnung von Regenwasser kommen wir nicht.

Wir beschließen das Gespräch in 3 Tagen fortzusetzen, da Ramkaran die kommenden beiden Tagen auswärts ist. Unterbrechen wollte ich nicht, dafür war es viel zu spannend.

Zwei Gesetze bringen neue Chancen für die Landbevölkerung

Vor 30 Jahren stieg in ganz Indien die Landarmut. Es gab Mißernten und Bauernfamilien hungerten. Wie in solchen Situationen häufig, kam es zur Landflucht und viele Bauern siedelten in die Großstädte, wo sie in Elendsquartieren hausten, die ständig größer wurden. Das Problem nahm überhand und der Unwillen des Volkes wuchs im ganzen Land. Es entwickelte sich eine Graswurzelbewegung, die schließlich nicht nur auf der Distriktebene sondern auch auf Landes- und Bundesebene aktiv war. Die Bewegung wurde getrieben und unterstützt von Organisationen wie der von Aruna Roy gegründeten Workers and Farmers Association und dem von Bunker Roy gegründeten barefoot college.

Es dauerte jedoch mehr als 20 Jahre Auseinandersetzung, Forderung und Kampf, bis endlich, 2005, ein bahnbrechendes Gesetz auf Bundesebene verabschiedet wurde. Es verschafft jeder Familie im ländlichen Raum im gesamten Bundesgebiet das Recht auf 100 Tage nach Mindestlohn bezahlter Arbeit (100 Rupien je Tag, 10.000 Rupien im Jahr). Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind von der öffentlichen Hand zu organisieren, sie dürfen keine Qualifikationen erfordern und bei Entfernungen über 5 km vom Wohnort der Freiwilligen müssen kostenfreie Transportmöglichkeiten bestehen. Damit war allen von Landwirtschaft und Kleinhandwerk abhängigen Familien in schlechten Zeiten eine Überlebensmöglichkeit geschaffen, ohne ihre Heimat verlassen zu müssen.

Rami im Büro von Ramkaran, zuständig für Womens Issues

Gleichzeitig war es eine enorme Chance für Frauen, eigenes Geld zu verdienen.

In der Gegend um Tilonia werden 80-90% dieser Arbeitsplätze von Frauen genutzt, im übrigen Gebiet von Rajasthan sind es ca. 75%. Das liegt gerade an der gesetzlichen Pflicht, diese Maßnahmen zur  Arbeitsbeschaffung in der Nähe der Wohnorte anzusiedeln oder sicheren Transport bereitzustellen. Durch ihre doppelte Verantwortung für Haushalt und Kinder, sind Frauen weniger mobil als Männer, die auch weiter entfernte Arbeitsplätze in Anspruch nehmen können. Da je Familie immer nur eine Person diese 100 Tage in Anspruch nehmen kann, ist das Gesetz eine umfassende Aktion zur Förderung von Erwerbstätigkeit von Frauen und damit insbesondere der Gesundheit in der Familie und der Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern.

Zwei Gesetze verbessern seit 2005 die Lage der Landbevölkerung in Indien

Ein zweites Gesetz mit sehr großer Auswirkung auf das ganze Land wurde ebenfalls 2005 auf Bundesebene verabschiedet: das Gesetz über das Recht auf Information. Auf Bundesebene wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Millionen Rupien in die dörfliche Entwicklung investiert – aber sie wurden immer erst den einzelnen Bundesstaaten zugeordnet, dann den Distrikten und von dort den einzelnen Dörfern. Bei jeder einzelnen Station wurde das Geld erheblich weniger, förderte Korruption ihren Tribut, versickerten Investitions- und Hilfsbudgets in undurchsichtigen Kanälen. Dort wo man das Geld brauchte, kam nur noch wenig an, wo der Rest blieb, ließ sich nicht herausfinden.

Insbesondere Aruna Roy hatte es sich daher mit ihrer Organisation zur Aufgabe gemacht, für ein landesweites Transparenzgesetz zu kämpfen. Auch dieser Kampf dauerte mehr als zwei Jahrzehnte und wurde gewonnen. In Anhörungen vertrat Bunker Roy das barefoot college, in dem bereits über 20 Jahre alle Finanzströme offengelegt werden und wo in der Community über die Mittelverwendung gemeinsam entschieden wird. Bunker Roy nahm die Bücher der letzten zehn Jahre mit und zeigte allen Zweiflern an der Machbarkeit, dass ein Social Audit möglich ist, Dorfgemeinschaften verantwortungsvoll über Mittel entscheiden können und dass Transparenz der Sache dient. Jede Rupie, die an das barefoot college floss, egal aus welcher Quelle, wurde nachweislich zweckbestimmt ausgegeben. Damit war dem Hauptargument der Reformgegner die Basis entzogen.

Seit in Krafttreten des Gesetzes vor nunmehr fünf Jahren wird in Indien Geld anders ausgegeben, ist die Korruption enorm zurückgegangen und kommen mehr Mittel als bisher dort an, wo sie auch benötigt werden. Der Bedarf ist jedoch enorm und der Filz ist immer noch groß. Seit seiner ersten Stunde wird das Gesetz von seinen Feinden bekämpft, versuchen sie, seine Aufhebung zu erwirken. Ramkaran schildet lebhaft, dass sie immer wieder deutlich machen müssen, dass es im ganzen Land einen Aufstand mit Generalstreik geben wird, sollte es je dazu kommen. Er lässt keinen Zweifel daran, dass es im Ernstfall genau so kommen würde.

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Kerzen und ein Lagerfeuer lassen Kinderaugen leuchten

Der erste Tag des neuen Jahres begann spät, ich schlief bis zehn Uhr. Aber frische Fladenbrote gab es trotzdem, heute sogar besonders feine, mit frischem Kardamom und Gewürzsamen zwischen den Teigschichten. Sehr lecker! Der Tag selbst ist nicht sehr berichtenswert, ich habe den größten Teil davon schreibend  und Fotos sortierend im Telefon-Iglu verbracht.

Am frühen Abend gehe ich wieder in Arunas Garten, dort findet ein kleines Neujahrsfest für die Kinder statt – natürlich wieder mit Lagerfeuer.

Neujahrskerzen werden angezündet

Die Kinder zünden mit großer Begeisterung alle schmale Kerzen an und stecken sie um einen Baum herum.

Kerzenkreis um den Baum beim Neujahrsfest für die Kinder

Es sind erst nur Jungs aber ein paar Mädchen kommen später nach, leider gehen sie auch früher. Auch im barefoot college – einem Hort der Gleichberechtigung – haben es Mädchen schwerer als Jungs. Offenbar werden sie nach Einbruch der Dunkelheit weniger raus gelassen als Jungs, eine andere Erklärung fällt mir nicht ein, vielleicht müssen sie auch beim Zubereiten des Abendessens oder im Haushalt helfen. In der Schule jedenfalls sind die Klassen halbe halbe gemischt.

Ein Schokoriegel ist hier Slowfood

Ich verteile an die Kinder Minibounties, die mit Andacht entgegen genommen werden. Kein Kind reißt das Papier auf und beginnt gleich zu essen. Erst im Laufe der  nächsten Stunde sehe ich ein Kind nach dem anderen vorsichtig den Schokoriegel auspacken und sehr langsam aufessen, gerade zu Kokosraspel nach Kokosraspel. Ich werde nie wieder ein Bounty verschlingen. Weiterlesen »

Festkleidung in 9 Schichten

Wir essen früh zu Abend – um 20 Uhr sollen die Lagerfeuer entzündet werden. Draußen im Garten trudeln die ersten Gäste ein. Ich verschwinde noch einmal kurz, um mich umzuziehen. Die Nacht ist mondhell und sternenklar – aber lausekalt. Es empfiehlt sich eine Schichtbekleidung. 

in 9 Schichten Festkleidung mit Aruna - nachts ist es kalt in der Halbwüste Rajasthans

Also ziehe ich Lage über Lage an, über Strumpfhosen und Jeans kommt eine neue blaue Hose aus dem college shop, über die Pullover und warmen Unterhemden kommt ein zweischichtiges Oberteil, ebenfalls eine Neuerwerbung. Eine Totakette wird um den Hals gehängt und an jeden Ohrring ein Tota-Vögelchen montiert, dann noch einen Schal und das obligatorische Tuch umgeworfen (das blaue, das mir Bunker Roy von seiner Afrikareise mitgebracht hatte) und fertig bin ich – festlich gekleidet in 9 Schichten. Schlank macht das nicht gerade, aber darauf kommt es hier auch nicht an. 

Die Madonna von Tilonia

Um 20 Uhr ist der Festplatz voller Menschen, es wird geschnattert und gelacht und auf das Feuer gewartet. Unter den wartenden sehe ich eine Frau mit zwei Kindern, für mich fortan die Madonna von Tilonia. Das Bild spricht für sich selbst. Diese Mutter ist eine der Night School Drop Outs, die ich auch beim Herstellen von Kalendern fotographiert habe. Ihr Blick ist magisch. Dieses Bild mußte ich auch einfach größer hier abbilden, auch wenn das Laden dann länger dauert. 

die Madonna von Tilonia

Die Feuer brennen – Happy, happy Solar Engineer

Das Anzünden der vier Lagerfeuer ist schon der erste Höhepunkt, der von Raunen und Begeisterung begleitet wird. Am Feuer ist es warm und heimelich. Die nächsten vier Stunden vergehen im Fluge. Ein Mitarbeiter des Communicationsteams übernimmt die Rolle des Conferenciers.Nacheinander kommen alle Teams zum Einsatz, um sich vorzustellen, etwas zu singen oder zu tanzen. Natürlich gibt es auch das „Solar-Team“ – die Frauen aus Afrika, die länderweise auftreten. Einige von ihnen haben Lieder gedichtet für diesen Abend, so erklingt „Happy happy solar engineer, happy happy India, thanks to the sun for rising, happy happy solar engineer“.

die Solar Sisters aus Afrika feiern mit

Viele der Afrikanerinnen bedanken sich überschwänglich, sie rufen “India atcha! India atcha!“ (Indien ist gut), sie erzählen, dass man sie vor der Reise warnte, es sei gefährlich in Indien. 

Afrikanische Solar Ingenieurinnen beim Sylvesterfest

Sie erzählen, dass sie dankbar und glücklich sind, sehr viel lernen und dass die Menschen in Indien gut und freundlich sind. Sie danken der indischen Regierung für die Co-finanzierung und Bunker als Leiter des barefoot colleges, sie danken allen, die im college leben und sie dabei unterstützen, hier eine Qualifikation zu erwerben, die nicht nur ihr Leben sondern auch das Leben aller ihrer Dorfmitbewohner verändern wird. Sie jubeln sich gegenseitig bei ihren Auftritten zu. 

Auch die Solarkocher-Monteurinnen haben einen Auftritt. In dem indisch-sprachigen Lied verstehe ich immer wieder die Wörter „solar cooker“. Aruna übersetzt mir grob den Inhalt. Auch in diesem Lied geht es darum, der Sonne dafür zu danken, dass sie für ihre Energie quasi kostenfrei zur Verfügung stellt. 

Eine Riesin tanzt in der Sylvesternacht

Einen weiteren Höhepunkt stellt die Vorführung der Puppenspieler dar, die mit einer Riesenfrau einen Tanz spielen. 

Das Puppenspielerteam fasziniert mit einer tanzenden Riesin

Kurz vor Mitternacht schlagen die Trommeln, es wird im Kreis getanzt und bald tanzt ein Mann mit einem gelähmten Bein und seinem über 2 meter langen Gehstock ausgelassen in der Mitte. 

Mann mit Stock beim Neujahrstanz

Er hatte schon vorher ein Solo getanzt und mich dabei ebenso beeindruckt wie ein taubstummer Mann, der in perfektem Rhythmus zur Trommelmusik tanzte und mich schon fast an Michael Jackson erinnerte. Es gibt viele Menschen mit physischen Handicaps im barefoot college. Sie sind Teil der Gemeinschaft wie alle anderen, fröhlich und selbstbewußt, von allen respektiert und gehen ihrer Arbeit nach wie jeder andere auch. 

Sylvester endet ohne Alkohol  und Böller – das neue Jahr beginnt mit Mondfinsternis

Um Mitternacht wünscht Aruna allen ein Frohes Neues Jahr und lädt zur traditionellen Neujahrssüßigkeit ein. Jeder beglückwünscht jeden. Alkohol fließt keiner, auch andere Getränke gibt es nicht zum Anstoßen. Zwischendurch gab es Milchtee zum Aufwärmen. Hier knallen keine Böller durch die Nacht und hier ist die Feier auch mit dem Beginn des Neuen Jahres vorbei. Die Musikanlage wird um 00:10 abgebaut, die Lichterketten auch, schon eine Viertelstunde nach Mitternacht ist der Festplatz fast menschenleer. Eine Handvoll räumt noch auf und ein paar Teammitglieder von Aruna Roy versammeln sich um die runde Feuerstelle.

Neujahrsmond

Wir schauen alle ständig zum Mond. Es ist eine Vollmondnacht und jemand hat erzählt, dass es gleich eine partielle Mondfinsternis geben soll. Als sich herausstellt, dass sie erst um 1:25 beginnt und auch nur schlecht zu sehen sein soll in Indien, ziehe ich mich zurück. Ich bin totmüde, obwohl es in Deutschland ja erst 20:30 Uhr war. So schnell kann man sich umgewöhnen. Aruna hat mir auch noch 2 Extrabettdecken besorgt, so schlafe ich zum ersten Mal ohne Socken und Pullover und habe es mollig warm. Das neue Jahr kann kommen.

Happy New Year 2010!

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Artikel Vorbereitungen für das Neujahrsfest 31.12.2009

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Aruna – eine der 1000 Women of Peace

Gegen 18 Uhr sind wir wieder bei Aruna eingeladen. Diesmal sind wir im Haus. Es ist wunderschön eingerichtet, mit traditionellem Kunsthandwerk, bestickten Vorhängen, Stühlen made in Tilonia – mit bestickten Ledersitzen sowie sehr vielen Büchern. Aruna erzählt mir von ihrer Kindheit, vom kosmopolitischen Geist ihres Vaters, der so wie sie zwar Inder mit Leib und Seele ist, dem jedoch trotzdem keine Kultur fremd war. Er reiste viel um die Welt (damals ein wesentlich umständlicheres Unterfangen als heutzutage) und sprach mehrere Sprachen.

Aruna Roy in ihrem Garten

Im Elternhaus von Aruna spielte man Bach, Chopin und Tschaikowski genauso wie klassische indische Musik oder Musik anderer Völker. Sie erzählt auch von ihrer Mutter, die ihr früh beibrachte, dass sie unbedingt immer arbeiten soll und ihr eigenes Geld verdienen aber auch alles lernen soll, was man so im Haushalt können muss. Beide Eltern haben ihren Einfluss hinterlassen. Aruna Roy ist eine bemerkenswerte Frau, voll Wärme und Charme aber auch hoch gebildet, rhetorisch begabt, von starkem Willen und von der Leidenschaft beseelt, die Situation der Arbeiter und Bauern – insbesondere aber die der Frauen in Indien zu verbessern. Sie gründete eine der Organisationen, die später erfolgreich das Recht auf Information im Staat Rajasthan durchsetzten und war eine der „1000 Peace Women“ die für den Friedensnobelpreis nominiert waren und hat für ihr Engagement viel Anerkennung erhalten. Wer sich für das spannende Leben von Aruna Roy interessiert kann in einer Biograpie  mehr darüber lesen oder bei Wikipedia  . Für sie typisch ist ein Satz, der im Wohnzimmer auf einem Schrank steht „you have to know the rules so to break them properly“. Kein Wunder, dass Bunker sie einen David nennt, der es auch mit den Goliaths erfolgreich aufnimmt.

Bunker Roy, Gründer des Barefoot College

Etwas später kommt ihr Mann, Bunker Roy, von einem Tag in Jaipur zurück. Aruna hat viele Jahre im barefoot college gemeinsam mit Bunker gearbeitet. Seit 1983 ist sie jedoch beruflich in eigener Initiative unterwegs, was sie häufig in die Region führt. Ihr Leben spielt sich jedoch nach wie vor im college ab, sie kennt jeden, groß oder klein mit Namen und Geschichte. Beiden ist gemeinsam, dass weder Religion, noch Kasten noch Geschlecht für sie irgendeinen Grund für eine Unterschiedsbehandlung darstellen – wenn dann im Sinne der affirmative Action.

Bunker Roy ist dem barefoot college zwar seit der Gründung durch ihn selbst treu geblieben, aber gerade dieses konsistente Engagement treibt ihn ständig rund um den Globus.

Bunker Roy liest Newsweek - das Barefoot College ist Finalist im BBC World Challenge 2009

Mal ist er bei Konferenzen, internationalen Organisationen oder Unternehmen unterwegs, um für das barefoot college Unterstützung einzuwerben oder den erfolgreichen Ansatz der Dorfentwicklung durch Empowerment und Solartechnologie zu verbreiten, oder ist er in Entwicklungsländern unterwegs, um neue Kandidatinnen für die Ausbildung zur Solaringenieurin zu finden oder um laufende Projekte zu besichtigen.

Barefoot College Solar Engineers finden sich schon in über 20 der ärmsten afrikanischen Ländern, aber auch in Bolivien, Afghanistan oder Bhutan. Für seinen Einsatz wurde Bunker mit allen möglichen Auszeichnungen bedacht. Im September erhielt er in Hamburg auf der europäischen Solarenergiekonferenz den renommierten Robert Hill Preis. Trotzdem erscheint Bunker auch auf Galadinners bei solchen Konferenzen stehts in tradioneller indischer Kleidung, er spricht direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund.

Er rechnet auch Unternehmern und Politikern vor, dass die Ausbildung einer Solaringenieurin weniger kostet als eine Woche UN Engagement in Afghanistan. Er spricht mit Ironie, meint aber doch seine Sache immer sehr ernst, z.B. wenn er im Scherz sagt, die Köpfe der Puppen im barefoot college seien aus Altpapier, nämlich aus Worldbank Reports hergestellt worden.

Sein Vorbild ist Gandhi, den er gern und häufig zitiert mit folgendem Satz:  “First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win.”

Mehr über Bunker erfährt man weniger auf Wikipedia (die Seite ist spärlich und enthält einige falsche Daten u.a. die vermeintliche Trennung von seiner Frau Aruna). Biographisches über Bunker Roy kann man bei Community Hero lesen, sein Denken versteht man besser, wenn man einen Artikel von ihm über das Empowerment der Dörfer liest, den er für United Nations Chronicle schrieb. Empfehlenswert sind aber auch die verlinkten Videos auf diesem Blog (siehe rechter Seitenrand bei Links), insbesondere die dort verlinkte Rede.

Als im übrigen von der vermeintlichen Trennung des Aktivistenpaar erzähle, gibt es herzliches Gelächter bei Tisch. Wieder was gelernt, Wikipedia ist auch keine Bibel.