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Eine kleine Präambel

Dieser Artikel wird einen Teil meines zehnten Tages beschreiben, vor allem aber gibt er einen umfassenden Einblick in die Grundprinzipien des demokratischen Lebens im barefoot college. Ich habe erstaunliche Dinge erfahren, gesehen und erlebt und so manche Lektion habe ich nach Hause genommen. Ich wollte diesen Artikel weder kürzen noch teilen, er ist daher etwas länger als die übrigen. 

Mein zehnter Tag beginnt ähnlich wie der neunte mit einer großen Überraschung, die einiges an Hektik mit sich bringt und alle Pläne über einen Haufen wirft. Ich erfahre, dass es nicht am folgenden Tag sondern schon am gleichen Abend nach Neu Delhi geht und ich dafür dann einen ganzen Tag in Neu Delhi verbringen kann. Ich wollte noch so viel machen im college! So viele Themen habe ich noch nicht bearbeitet, so viele Menschen noch nicht befragt, so viele Stellen nicht besucht. Ich wollte auch noch einmal zum Abschied zu den solar sisters, auch das ist nicht mehr zu schaffen. 

Vasu – ein Urgestein mit bewegter persönlicher Geschichte

Vasuji, konzentriert bei der Arbeit am Computer

Nach dem Frühstück interviewe ich erst einmal das Urgestein des barefoot college (davon gibt es eine Handvoll) – Vasu, der seit über 30 Jahren hier lebt und arbeitet und eigentlich Srinivasan heißt. Mit ihm rede ich über das barefoot college im Allgemeinen – über den Alltag, wie Demokratie dort funktioniert, welche Menschen dort leben. Einige Daten und Fakten schickt mir Vasu später noch per email hinterher. Wir reden auch über „Green Jobs“ die im Laufe der Jahrzehnte in und durch das barefoot college entstanden sind – darüber werde ich später einen separaten Text schreiben, das ist eine eigene Geschichte. In diesem Text soll die Rede sein von der Community selbst und wie ihr Zusammenleben funktioniert. Die Bilder illustrieren den campus und das Alltagsleben. 

Kinder in der Nightschool - Am Anfang des Unterrichts wird gesungen

Vasu kam 1975 ins barefoot college und blieb – mit zwei Unterbrechungen bis auf den heutigen Tag. Vasu atmet schwer – seit den 80er Jahren ist er schwer krank. Heute lebt er mit gerade einmal 10 Prozent aktiver Lunge, vor zwei Jahren hat man ihn aus einem Atemstillstand gerettet, nachdem er minutenlang praktisch tot war. Wie Bunker Roy hat er eine hervorragende Ausbildung genossen, war eigentlich für ihn eine illustre Karriere vorgezeichnet. Wie Bunker hat er sich für ein bescheidenes Leben und die Aufgabe entschieden, die Lebensbedingungen für die Landbevölkerung zu verbessern. Nach seinen ersten 7 Jahren im college folgte er dem Druck seiner Frau und zog fort. Einige Jahre später, die Ehe war gescheitert, kam er wieder. Seine Frau und die Tochter leben inzwischen in Südafrika.  (mehr …)

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Ein Schwabe ist Stammgast im barefoot college

Ich bin noch im Audiovisuell Center und schaue die letzten Minuten des Films über das Frauentreffen von 1985, da werde ich zu Bunker ins Büro gerufen. Dort sitzen die beiden Europäer, die ich morgens beim Frühstück in der Messe gesehen hatte. Sie werden mir als Heike und Wolfgang aus Deutschland – genauer aus Schwaben – vorgestellt. Wolfgang Scheffler ist Entwickler des Scheffler-Solarcooker – genau des Apparates, den die Solarcooker-Monteurinnen im Alten Campus zusammenbauen. Wolfgang hat ihn entwickelt, die Frauen ausgebildet und kommt seit Jahren immer wieder ins barefoot college, um nach dem Rechten zu sehen.

Wolfgang und Heike werden warm empfangen

Bunker bittet mich, die beiden bei ihren Besuchen im Campus zu begleiten. Da die beiden auch noch einigermaßen Hindi sprechen, verspreche ich mir davon detailliertere Einblicke in die Arbeit der Frauen auf dem Campus. Es ist immer noch kühl und nieselt, ich wickele mich auch in zwei Tücher – eins ist eine Leihgabe von Bata und hält allein durch seine Größe alle Arten Wetterunbill etwas von mir ab. Gemeinsam laufen wir – Heike, Wolfgang und ich – über den Ackerweg zum alten Campus, um die Solarkocher-Monteurinnen zu besuchen.

Wolfgang Scheffler beim Smalltalk mit den Solarkochermonteurinnen

Als wir dort ankommen sitzen alle gerade um ein kleines Feuer versammelt und wärmen sich. Sita und ihre Kollegen springen sofort auf, Wolfgang ist hier offensichtlich ein sehr gern gesehener Gast. Wir nehmen die Einladung ans Feuer sehr gern an und wärmen uns auch eine Weile auf. Heike und Wolfgang betreiben Smalltalk auf Hindi. (mehr …)

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6 Tage die Woche Schule und niemals Ferien: freiwillig in der Nightschool

Am Abend, es war schon dunkel, brechen wir mit dem Jeep über unwegsames Gelände in ein Dorf auf, nur ca. 8 km von Tilonia entfernt. Es ist Samstag, nach 19 Uhr. Über finstere Wege legen wir die letzte Strecke zurück, dann hören wir schon an den Geräuschen, dass wir angekommen sind: Kinder wiederholen im Chor bestimmte Laute – wir sind in der Nightschool.

Unterricht im Dunkeln - Nightschool

Heute abend bezieht sich das wir nicht nur auf Bata und mich sondern auch auf einen jungen Amerikaner, der seit 2 Jahren in New Delhi in einem Think Tank arbeitet und die Wirkung von Hilfsmaßnahmen untersucht. Er erstellt gerade eine case study über das barefoot college und wird auch 2 Tage im Guesthouse wohnen.

Die Nightschool sollte es gar nicht geben müssen, aber hier in den armen Dörfern Rajasthans ist sie vor allem für Mädchen oft die einzige Chance auf Schulbildung. An 6 Tagen die Woche, Montag bis Samstag, mit einer Handvoll Feiertagen aber niemals Ferien, lernen hier gänzlich freiwillig jeden Abend von 18 – 21 Uhr – im Sommer von 19-22 Uhr ca. 30 Kinder gleichzeitig in den Klassenstufen 1-5. Obwohl der Unterricht schon seit einer Stunde läuft, treffen auch nach uns noch Kinder ein. Bis auf zwei Jungen sind alle Mädchen. Mit großen neugierigen Augen schauen sie uns an.

die Tafeln lehnen an der Hauswand des Lehrers

Ihr Klassenraum besteht aus einer Mauer in ihrem Rücken, einem daran gebauten Dach auf 2 Stelzen und zwei Tafeln, die an die gegenüberliegende Hausmauer angelehnt sind. In diesem Haus wohnt der Lehrer, deshalb ist der Unterricht dort.

Auf dem Boden sind ein paar schmale Teppiche ausgebreitet, sonst liegt dort nur Schotter und staubige Erde. Die Kinder sitzen mit nackten Füßen und wegen der Kälte eng in ihre Tücher gewickelt dicht beieinander.

zwei Solarlampen spenden Licht in der Dunkelheit

Das einzige Licht kommt von zwei Solarlampen. Es gibt in der Umgebung von Tilonia inzwischen über 70 Nightschools.

Die deutsche Welthungerhilfe hat über viele Jahre die Nightschools unterstützt aber dann die Hilfe eingestellt.

Die Begründung ist eine in der Industriewelt häufig zu hörende: mit den Nightschools würde man die Lebensverhältnisse der Kinder perpetuieren, man würde damit Kinderarbeit fördern und so dazu beitragen, dass die Kinder nicht tagsüber eine Schule besuchen können.

 

Mangli, Puja und Samlesh hüten tagsüber Ziegen– ohne Nightschool hätten sie niemals Schule

Das klingt auf den ersten Blick nicht unlogisch. Aber er einmal in diesen Dörfern war und die ärmlichen Verhältnisse gesehen hat, der glaubt sofort, dass es in vielen Familien keine Alternative dazu gibt, die Kinder – leider insbesondere die Mädchen – zum Ziegenhüten auf die Weide zu schicken oder aber zuhause auf die kleinen Geschwister aufpassen zu lassen, wenn beide Eltern arbeiten sind und Kinderbetreuung nicht existiert.

am Tag hütet sie Ziegen

Wir erzählen kurz wer wir sind und der Lehrer läuft, eine ausrollbare Weltkarte zu holen. Sie ist sehr klein, aber immerhin – ich zeige auf Indien und fliege dann mit dem Finger durch die Luft nach Deutschland. Dann ist Michael dran – er zeigt die Fluglinie St. Louis, USA. Die Kinder staunen über die Distanzen, vorstellen können sie sich wohl kaum.

Ich frage die Kinder, was sie so machen, tagsüber und die Antworten sind wie vermutet. Die meisten, Kearsi, Puja, Gusa, Ejen, Samlesh und andere hüten zwischen einer und 15 Ziegen, Mangli sogar 20 Ziegen. Santosch – ein schmächtiges Mädchen von vielleicht 10 Jahren –  hütet 10 Kühe, Nandu, ein anderes Mädchen drei Ochsen, manche hüten Geschwister. Sampat und andere helfen den Eltern bei ihrer Erwerbsarbeit oder arbeiten im Haushalt.

auch die Kleinsten kommen in die Nightschool

Ich frage sie, ob sie gern zur Schule kommen und alle nicken begeistert, sogar bei der Frage, ob sie gern Hausaufgaben bekommen, nicken sie eifrig. Sie erzählen, dass sie sie oft mit auf die Weide nehmen und dort lernen.

Einmal im Monat gibt es einen Leistungstest, für den Übergang in die nächste Klassenstufe muss man ebenfalls einen Test absolvieren. Alle Kinder aus 5 Altersstufen werden gleichzeitig unterrichtet. Zwischendurch teilt der Lehrer die Gruppe in Altersstufen ein, die getrennte Aufgaben erhalten. Zwei bis drei Kinder haben einfach ihre Geschwister begleitet, zwei sehen aus, als wären sie höchstens 3-4 Jahre alt. Eines der Kinder erzählt stolz, dass es die 5. Klasse der Nightschool bestanden hat und nun als Kinderbetreuerin in einer Art Krippe arbeitet.

Eine ehemalige Ministerin und eine zukünftige Pilotin gehen in die gleiche Klasse

eine ehemalige Ministerin des Rajasthan-Nightschool-Kinderparlamentes (Mitte)

Ein anderes Mädchen ist jetzt in der 5. Klasse und war im vergangenen Jahr Nightschool-Ministerin. Alle Nightsschools werden von einem Kinderparlament „regiert“. Dazu finden alle 2 Jahre Wahlen statt, bei denen neben mehreren Ministerien auch die Position des Premierministers bzw. der Premierministerin zu vergeben sind.

Die Kinder lernen auf diese Weise eine Menge über Demokratie, wie eine Volksvertretung agiert, wie man sie wählt, wie man Wahlkampf macht und anschließend für die Wahlversprechen gerade stehen muss.

Sie gehen mit allem Ernst an die Sache und die gewählten Ministerinnen und Minister entwickeln ein starkes Selbstbewusstsein durch ihre Regierungstätigkeit. Sie besuchen andere Nightschools und treffen sich regelmäßig zu Kabinettssitzungen, sie planen gemeinsam auch Lehrstoff und beraten Probleme. Seit 1993 gibt es das Kinderparlament. Seine gewählten Mitglieder kommen aus vier Bezirken Rajasthans, einer Fläche ca. 800 Quadratkilometern.

Aufmerksam wird zugehört, trotz später Stunde

Ich frage die Kinder auch, was sie einmal werden möchten und nach kichern und tuscheln melden sich nur zwei Mädchen zu Wort: sie wollen Lehrerin werden. Ich frage, ob auch jemand Ärztin werden will und ein Mädchen meldet sich. Ein weiteres meldet sich von selbst– es möchte auch Krippenerzieherin werden. Auch auf die Frage, wer denn einmal Solaringenieurin werden will, meldet sich ein Mädchen. Und dann spricht noch eins von allein, es möchte Pilotin werden, am liebsten Hubschrauber fliegen und die anderen Kinder lachen. Ich erzähle von den Pilotinnen, mit denen ich schon durch die Luft geflogen bin und dass es durchaus möglich ist, diesen Traum zu verwirklichen, wenn man daran glaubt, fleißig lernt und nicht aufgibt.

Natürlich weiß ich, dass man allein mit gutem Willen nicht alles schaffen kann – nicht unter diesen Bedingungen. Aber die Welt verändert sich, auch in Rajasthan.

Das Klassenzimmer ist nur ein Dach auf zwei Stelzen an einer Mauer

So etwas in der Art habe ich auch in das etwas zerfledderte „Gästebuch“ der Nightschool geschrieben. Mich haben die Gesichter dieser Mädchen sehr beeindruckt, aus ihren Augen sprach eine Ernsthaftigkeit und ein fester Wille, aber wenn sie nur ihren Namen gefragt wurden, waren einige plötzlich ganz schüchtern, versteckten sich hinter ihren Tüchern und wagten sich kaum wieder hervor. Ich wünsche ihnen, dass sie diese Scheu ablegen und mit Stolz, Anmut und Würde zielgerichtet ihre Träume verwirklichen könen.

Ein Computer wird in die Luft gemalt und „Katjuscha“ erklingt in der Halbwüste Rajasthans

Dann sind die Kinder dran und dürfen Fragen stellen. Sie wollen wissen, ob ich auch Tiere zu Hause habe, was bei uns auf den Feldern wächst, ob ich verheiratet bin. Ich zeige ihnen ein Foto meines Sohnes, es wird von Hand zu Hand gereicht, alle wollen es unbedingt anschauen, es kommt Tumult auf und zum ersten Mal muss der Lehrer mahnen. Die Kinder fragen auch nach meinem Beruf und was ich da so mache.

Bata übersetzt

Ich beschreibe vereinfachend, dass ich in einer Computerfirma arbeite und viel am Computer sitze, woraufhin Bata, meine Übersetzerin, erst einmal beschreibt, was ein Computer ist und Monitor und Tastatur in die Luft zeichnet.

Am Ende frage ich die Kinder, ob sie denn Schokolade mögen und gerecht teilen können….die Antwort ist natürlich ein zweifaches JA. Ich habe zum Glück noch beim Dutyfree in Neu Delhi eine Riesentafel Schokolade gekauft – darin sind 40 Stück – das gibt gerade für jeden ein Stück, inzwischen sind noch ein paar Zuschauerkinder eingetrudelt.

die Schokolade wird verteilt

Ich habe auch von der Berliner Bonbonmanufaktur ein Tütchen dabei, beides, Bonbons und Schokolade werden verteilt. Wie bei den Bounties gestern gibt es auch hier nur langsames Genießen, einige Kinder lecken nur an der Schokolade, damit sie länger davon haben. Eines der kleinsten Kinder darf die Krümel aus der Schachtel essen. Ach ja. So sehr sich die Kinder freuen, so wenig ändert ein Stückchen Schokolade ihre Alltagswelt. Werden sie ihre Träume verwirklichen? Wird aus ihnen einmal eine Ärztin oder Hubschrauberpilotin werden? Oder bleiben sie im Kreislauf der Armut gefangen und werden wie meine Madonna von Tilonia vier Kinder bekommen und tagein tagaus kleine Hefte zusammenkleben, zu fünft oder zu sechst in einem einzigen, dunklen Zimmer leben?

Welche Zukunft wird diese Nightschool-Schülerin wohl haben?

Die Kinder singen ein Lied, über die Liebe zu ihrem Dorf, das ihre Heimat ist und einen Baum hat, der ihnen Schatten spendet. Sie wollen auch von uns ein Lied gesungen haben und da mir auf die schnelle (peinlicherweise) kein deutsches Lied einfällt, singe ich ihnen die erste Strophe von Katjuscha auf russisch vor.

Ich übersetze den Text auf englisch und Bata in den lokalen Dialekt – dabei zeigt sie auch Rußland auf der Weltkarte. So wird aus unserem Besuch doch noch ein wenig Bildung für die Kinder und nicht nur eine (wenn auch durchaus willkommene) Störung.

Michael mag nicht singen, also verabschieden wir uns von den Kindern. Sie lernen von Bata noch den Satz „thank you for the chocolate“, winken uns hinterher und wir verschwinden in das Dunkel der Nacht.

Es wird trotz alledem viel gelacht in der Nightschool

Uns begleitet der Lehrer mit der Solarlampe zum Jeep. In der finsteren Nacht sträunt nur ein Hund herum und ich frage mich, wie die Mädchen da allein nach Hause sollen. Sie haben Fußwege bis zu einem Kilometer zurückzulegen. Der Lehrer erzählt, dass sie zwar allein kommen, aber dass er sie nach Hause eskortiert. Ich bin etwas beruhigt. Ich wäre solche Wege als Kind niemals allein im Dunkeln gelaufen.

Nightschools sind notwendig. Leider. Noch.

An meinem Handy sehe ich, dass ich zum ersten Mal in Indien keinen Empfang habe. Das ist die Wirklichkeit im ländlichen Rajasthan, nicht die Solar- und WLAN Versorgung des barefoot college.

Man mag die Nightschools zwiespältig sehen, für mich sind sie ein Weg, Kindern Bildung zu ermöglichen, die sonst davon ausgeschlossen wären. Gerade bei Mädchen ist jedes einzelne Schuljahr umrechenbar in höhere Lebenserwartung, bessere Geburtenkontrolle und  höheres Einkommen, es wirkt sich auf die Gesundheit ihrer späteren Kinder aus und auf deren Bildung. Wir können nicht mit unseren Maßstäben messen, wenn es darum geht, Armut in Entwicklungsländern zu beseitigen. Wir können die Augen vor der Lebenswirklichkeit dort nicht verschließen. Wo Nightschools  der einzige Bildungsweg für viele Mädchen ist, muss man das Konzept rückhaltlos unterstützen.

Fünf Klassen werden gemeinsam unterrichtet

Aus diesem Grund wurden die Nightschools von Bunker Roy gegründet. Inzwischen gibt es 6.250 Schülerinnen und Schüler in 250 Nightschools in 6 indischen Staaten. Alle werden vom barefoot college unterstützt und mit über 500 Solarlampen beleuchtet. Das barefoot college unterstützt diese Schulen auch mit Lehrmaterialien, die von Jugendlichen mit Behinderungen im Campus erstellt werden. Mehr Informationen findet man auf der Website des barefoot college , außerdem gibt es auf YouTube den Film „Nightschools of Tilonia“. 

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Schulbesuch im Barefoot College – wilde Jungen und ein Mädchen mit starkem Blick

die Schulkinder im Community Theater (Agora)

Den ganzen Tag schon ist Gewusel auf dem Neuen Campus, drei Busse haben viele Schülerinnen und Schüler ausgespuckt, die erst gemeinsam eine Einführung im großen Community Theater erhalten, und dann in einzelnen Gruppen die verschiedenen Bereiche des barefoot college ansehen.

Jungen und Mädchen wandern in getrennten Gruppen herum, sie verhalten sich sehr unterschiedlich.

Die Jungs sind geradezu distanzlos, jeder will unbedingt von mir fotografiert werden, viele geben ihr Handy den Freunden, damit sie ein Foto von sich mit mir machen können. Sie stellen sich auch in immer wechselnden Gruppen auf oder belagern Bänke in Konstellationen, die ich bitte wieder fotografieren soll.

Sie albern herum und machen alle Arten Witze. Sie drängeln und schubsen sich gegenseitig.

...wild auf ein Foto

Rücksicht gegenüber den Kleineren gibt es nicht, die Großen drängen sich permanent in den Vordergrund.

Am Ende schreite ich ein – und sortiere  sie selbst, wenn schon Foto, dann wie gewohnt: die Kleinen vorn, die Großen hinten. Manche Kleinen wehren sich auch mit ausgebreiteten Armen gegen das Vordrängeln der Großen. Gar nicht so einfach, einen Hummelhaufen zu fotografieren, aber es geht doch.

Jungen drängeln sich in Gruppen zum Fotographieren

Viele Jungen stellen sich vor und schütteln mir die Hand, sie sagen immer wieder „hello“ und „Thank You“. Ich werde gefragt, ob ich aus Amerika komme, aber auch die Antwort „Germany“ scheint sie nicht zu enttäuschen. Einige handeln sich beinahe Ärger mit ihrer Aufsicht ein, weil sie kein Ende finden.

Bei den Jungen löst daneben vor allem der ausrangierte Kampfflieger Begeisterung aus. Sie klettern die kleine Leiter hoch und auch dort posieren sie für Fotos. Ich möchte ihnen anbieten, einige Bilder per email zu schicken, aber das scheitert an der Kommunikation – oder sie haben einfach keinen Zugang zu email.

Jungs am Flieger

Ganz anders verhalten sich die Mädchen. Das Flugzeug wirkt natürlich auch auf sie anziehend, aber nur einige interessieren sich dafür, es auch zu erklettern, das Ganze geht dabei eher ruhig zu.

Schulmädchen am Flugzeug

Sie sind auch sehr neugierig und schauen mich unverwandt an, aber sie bleiben auf Abstand.

Manche ergreifen sogar die Flucht als sie beim Fotographieren der Jungs versehentlich mit im Bild sind (sie waren auf ein Mäuerchen geklettert, um zu schauen was los ist).

Das Mädchen mit dem blauen Hemd schaut fast die ganze Zeit mit direktem Blick zu mir, am Flugzeug (auf der Leiter), vom Mäuerchen, in der Gruppe.

Ich werde richtig neugierig, weil man selten ein Kind mit solchem Blick trifft, so offen, so direkt und soviel Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlend.  Ich weiß leider nicht einmal, wie sie heißt. Sehr schade.

Fluchtreflexe und ein direkter Blick - Schulmädchen in Rajasthan

Die Mädchen sind auch etwas besser in Englisch, sie sind freundlich und höflich und sagen „nice to meet you“ zu mir. Ihre Augen sind wach aber oft sehr ernsthaft.

das Mädchen mit dem starken Blick

Am Flugzeug trocknen Puppenköpfe

Als die Jungsgruppe zum Flugzeug kam, war ich eigentlich gerade dabei, einem Puppenmacher über die Schulter zu schauen. Es fasziniert mich wie beim ersten Mal, der Entstehung der Puppenköpfe zuzuschauen.Der Puppenmacher und seine jüngsten Geschöpfe

Der Puppenmacher ist stolz auf seine Arbeit und zeigt mir seine großen und kleinen Werke. Er läßt die große Puppe mit den Augen klappern und die kleine Puppe den Mund auf und zu machen (sie erinnert wieder stark an Bunker Roy).

die Puppenköpfe trocknen auf dem Flugzeugflügel

Er ist sehr freundlich und aufmerksam aber auch sehr still. Es ist der taubstumme Mann, der so wunderbar auf dem Sylvesterfest getanzt hatte.

 Die fertigen Pappmaché-Köpfe sind auf einen Stock aufgespießt und auf dem Flugzeugflügel befestigt worden, um besser zu trocknen. Das sieht außerordentlich witzig aus und erinnert mich an Giacometti Plastiken.

Einige liegen auch einfach flach auf dem Flugzeugflügel herum, als hätte sie jemand nur vergessen. 

trocknende Puppen

Ich kann mich auch ein weiteres Mal im Puppenlager umschauen. Puppen sind immer wieder schön. Ich entdecke die tanzende Riesin vom Neujahrsfest – diesmal ohne Lampe im inneren. Der geheimnisvolle Zauber der Nacht ist dahin, aber eindrucksvoll ist sie noch immer. Die Puppe daneben – immerhin so groß wie ein halber Mensch, wirkt lächerlich klein neben ihr. Ich entdecke eine Puppe, die offensichtlich Aufklärung leistet über gute Buchführung, so sieht es jedenfalls aus. Und neben drei Schönheiten im Hintergrund eine schwarze finstere Frauenpuppe mit leuchtenden Augen – wie ein Gespenst, das über die bunten  Damen wacht.

drei Mädchen und ein Buchhalter - Puppen aus dem Lager

Aus Leiterplatten werden Möbel – im Milchiglu des barefoot college

Auf dem Weg zum Telefon-Iglu, um dort wieder etwas für den Blog zu schreiben, beschließe ich einen Abstecher in das Milch-Iglu, das sich direkt daneben befindet. Beide Iglus sind direkt rechter Hand gelegen, wenn man in den Neuen Campus kommt. 

Hier decken sich die Einwohner des college mit ihrem täglichen Bedarf an Milchprodukten ein. Im Essen wird (zu meinem Glück) keine Milch verwendet, aber Tee ohne Milch zu bekommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

das Milch-Iglu von außen und das Gemälde auf seinem Dach

Auf dem Dach des Iglus ist ein Bild gemalt – natürlich mit Bezug zur Hütte, unverkennbar die Zitzen der Kuh im Vordergrund. Die Türen stehen auf, aber ich treffe niemanden an. Das Innere der Milchhütte ist spartanisch, da gibt’s nur einen Tisch mit Ventilator und dem obligatorischen Radio, ein Regal für eine Handvoll Akten und das entscheidende Inventar: die Kühlhaltetruhe mit den Milchprodukten. 

das Milch-Iglu von innen - spartanisch eingerichtet

Beim näheren Betrachten der Verkauftheke fällt mir auf, dass sowohl Oberfläche der Tischplatte als auch Vorderwand und Tür aus alten Leiterplatten hergestellt wurden. Das sieht sehr lustig aus, ist aber bestimmt nicht so toll sauber zu halten, da die Platten viele kleine Löcher haben.

Leiterplatten im Milchiglu - Recycling für Möbelverkleidung

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Am Gandhi-Apparat wird Garn gespult

Am anderen Ende des Campus besuchen wir die Holzwerkstatt. Hier entstehen Hocker und Klappstühle die mit kunstvoll verzierten Rückenlehnen versehen werden – diese allerdings werden aus Leder gefertigt oder gewebt, beides passiert in anderen Werkstätten. In der Holzwerkstatt entstehen auch Spielzeuge und Lehrmittel für die Night Schools, manche davon werden sogar von Night School Schülern hergestellt, damit sie Basisfähigkeiten im Handwerk erlernen. In der Holzwerkstatt arbeiten auch Frauen, vor allem in der Endfertigung, sie schleifen oder bemalen die Produkte.

Ein Spielzeug wird gefertigt

In der Nähe der Solarsisters Lehrstätte befindet sich die Weberei. Hier stehen große hölzerne Handwebstühle, so wie ich sie von früher kannte. Mitten im Raum sitzt eine junge Frau auf der Erde und spult auf einer selbstgebauten Maschine, die man hier nach ihrem Erfinder Gandhi-Maschine nennt, Garn für das Weberschiffchen auf eine Spule. Die Apparatur ist einfach, eine Fahradfelge findet dafür Verwendung sowie einige dünne Holzlatten, Bindfaden und Klebstoff.

Spulen mit dem Gandhi-Apparat

Hinter ihr sitzt ein Mann am Webstuhl und webt einen festen Stoff. Ich höre gern das Klappern der Webstühle. Ein harmonisches Geräusch und eines mit Erinnerungen an meine Jugendzeit.

Mann am Webstuhl

Vor der Weberei spielen Kinder. Einziges Spielzeug ist ein alter Fahrradreifen. Damit kann man eine Menge anstellen.

Kinder beim Reifenspiel

Von der Night School ins Kunsthandwerk – wie farbenprächtige Kalender entstehen

Unsere nächste Station führt uns zu Night School Drop Outs – zu Schulabbrechern der Abendschule, ein junger Mann und zwei junge Frauen.

Kalenderfertigung unter freiem Himmel

Sie arbeiten im Freien und kleben kleine Kalenderbüchlein zusammen. Das „Innenleben“ wird geliefert, der Einband wird hier angefertigt. Jedes Heft ist ein Unikat, die Einbände entstehen aus recyclten Textilien, schönen Stoffresten mit Druckmustern oder Stickerei. Dafür wird zuerst der Stoff am Pappeinband festgeklebt, dann wird der Einband festgenäht.

Kalender kleben und binden

Am Ende kommt noch ein Bindebändchen aus bunter selbst gedrehter Schnurr mit kleinen Silberglöckchen daran und fertig ist der Kalender oder das Notizbuch.

...und fertig sind die Kalender

Lehrmittel für die Night School – Spielerisch Mathematik und Physik begreifen

Im Raum dahinter hängen Papierwimpelketten von der Decke, an der Wand hängen die aus alten Zeitungen selbst erstellten Tragetaschen.

die Werkstatt ist geschmückt

Auf den Schränken an den Wänden stehen alle Arten Schulmaterialien aus alten Zeitungen, Pappen, Streichholzschachteln und anderen Materialien, die bei uns im Müll landen würden. Der Werkstattleiter mit pinkfarbenem Turban erklärt uns einige Lehrmaterialien aus der Mathematik und der Physik. Mit ihrer Hilfe kann man leichter Addieren oder Multiplizieren üben oder verstehen, wie Vibration funktioniert und was sie so bewirkt. Auch Spielzeug für die Night Schools entsteht hier aus Altmaterialien.

Lehrmittel und Spielzeug für die Night School

Kinder in den Night Schools muss man besonders lebendig, spannend und spielerisch unterrichten – sie kommen nach einem Tag mit Feldarbeit, der für viele von ihnen schon früh begann und mühsam war, da ist es nicht mehr leicht, sich auf das Lernen zu konzentrieren. Morgen werde ich eine der Night Schools besuchen können. Ich bin schon sehr gespannt. Bata schenkt mir einen kleinen roten Kalender, den die jungen Frauen eben gebunden haben. Dass Rot meine Lieblingsfarbe ist, hat sie längst bemerkt. Ich kaufe noch einige Hefte dazu. Der Herr der Werkstatt führt bei Verkäufen die Bücher. Hinter seinem Tisch wirkt er vornehm wie ein Maharadscha.

Mit Anmut und Würde bei der Arbeit

Mir fallen die Worte ein, die Bunker Roy häufig für die Solar Sisters verwendet – sie passen auch auf diesen Mann: „They do their work with grace and dignity“ – sie erledigen ihre Arbeit mit Anmut und Würde. Das trifft es auf den Punkt.

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die Madonna von Tilonia findet sich hier:

Das Fest beginnt – Sylvester 2009

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Tilonia trocknet aus

Der Nachmittag (30.12.2009) stand ganz im Zeichen des Handwerks. Wir brechen nach einem Mittag bei Bunker Roy im schönen Garten zu Fuß auf in den alten Campus, wie immer ist Bata meine Begleiterin. Es ging auf staubigen Wegen über vegetationsfreie Ackerböden, am Feldrand stapeln sich Steine.

Äcker sind trocken und steinig

Wieder erzählt Bata, dass hier früher Mais und Weizen wuchsen, so viel Regen fiel. In diesem Jahr ist die Regenzeit im Juli/August fast ganz ausgefallen. Wir kommen an einem Wasserspeicher vorbei, der einen gigantischen Durchmesser hat und zig Meter in die Tiefe geht. Beim Blick hinunter wird’s einem schwindelig. Vor 1,5 Jahren, in der vorletzten Regenzeit, war der Speicher voller als er heute noch hoch ist. Ein Pfahl zeigt die Wasserhöhe vom August 2008 ca. 2 meter über dem Erdboden an. Inzwischen ist ein Teil der Wände, die über den Boden ragten abgerissen. Der Wasserstand ist mindestens 20 Meter tief gesunken. Es glänzt weit in der Tiefe.

frühere Wasserstände an der Speicherwand

Viele Bauern müssen sich ganz oder teilweise andere Tätigkeitsfelder suchen, um nicht zu verhungern. Umso wichtiger ist die Rolle des barefoot college als Arbeitgeber und Ausbildungsstätte für das Handwerk. Hier werden alte Traditionen weitergegeben und durch Modernes ergänzt.

Tilonia ist für mich eine ungewöhnliche Mischung aus Moderne und Vergangenheit. Auf der einen Seite gibt es ein schnelles WLAN, auf der anderen altes Handwerk, kein Besteck und Frauen, die auf dem Kopf Bügeleisen tragen, wie wir sie aus dem Museum kennen.

Museumsbügeleisen sind hier noch im Betrieb

Unser Weg führt uns an der Dayschool vorbei, in der die Kinder auf dem Schulhof lärmen. Ein Besuch bei Day- und Nightschool stehen später auf dem Programm.

Tierisches aus Textil: Vogel-Totas und Elefantendecken

Wir besuchen zuerst die Textilwerkstätten, im größten der kolonialen Gebäude. Auf der Vorderseite ist die Bankfiliale von Tilonia untergebracht, im rückwärtigen Bereich und im Obergeschoss arbeiten die Textilhandwerkerinnen. Unten wird geschneidert und genäht (dort entstand mein Gewand) aber hier werden auch Totas gebastelt, lange Ketten aus kleinen Vögeln, die mit Perlen als Abstandshalter auf eine bunte selbstgedrehte Kordel gezogen werden.

Material für die Totas - Ketten aus kleinen Stoff-Vögeln

Die Vögelchen sind wieder aus Stoffresten, die Füllung ist ebenfalls aus recycltem Material. In der YouTube Serie „Frauen aus Tilonia“ gibt es einen Film über Bhawar Kanwar, die in einem der umliegenden Dörfern die Herstellung von Bell-Totas koordiniert. In dem 3-minütigen Film kann man sich die Produktion einmal anschauen – von der Füllung aus getrockneten Pflanzenteilen bis zum Auffädeln der Vögelchen zu Ketten.

Die Frauen arbeiten ohne Hektik und in entspannter Atmosphere, dabei wird Tee getrunken, den ich leider ablehnen muss – er ist wie hier üblich mit Milch gekocht. Ein Junge sitzt dabei und schaut zu, nein, er hat nicht mit gearbeitet, Kinderarbeit habe ich bisher in Tilonia nicht gesehen.

Handwerkerin beim Herstellen von Tota-ketten

Von den Tota-Frauen steigen wir die steinerne Treppe hoch bis unter das Dach des höchsten Gebäudes im Campus. Dort arbeitet Batas Mutter nun schon seit 30 Jahren und entwirft das Design für immer neue Bettüberwürfe. In vielen Farbkombinationen gestaltet sie Ornamente, mythische und Tiergestalten, die als farbige Applikationen auf Decken gesteppt werden und mit einem mehrreihigen Steppstich als Zierstich umrandet oder künstlerisch ergänzt werden.

roter Bettüberwurf mit Elefantenapplikationen

Hier unter dem Dach entstehen tatsächlich nur die Entwürfe. Batas Mutter entwirft eine Decke erst im Kopf, dann auf dem Stoff, sie schneidet die Streifen und zu applizierenden Stoffstücke zu und befestigt sie mit einem Heftstich am Untergrund.

Entwurf und Vorproduktion der Decken macht Batas Mutter

Frauen aus umliegenden Dörfern holen diese Rohware ab und fertigen in Heimarbeit die Näharbeit an den Decken – ohne maschinelle Hilfe. Natürlich verliebe ich mich sofort in eine Decke – in den Laden wollte ich ja ohnehin noch einmal gehen. Mein Favorit hat viele kleine Elefanten appliziert. Sie sind aus blauem Stoff appliziert. Diese Decke sieht sogar von hinten schön aus.

Elefantendecke von hinten

Auf dem Weg zu den anderen Werkstätten begegnen uns die Kinder, die gerade aus der Schule kommen. Neugierig schauen sie die Ausländerin an. Sie sind hier schon privilegiert, da sie in die Dayschool gehen können. Viele Kinder müssen tagsüber arbeiten und Ziegen oder Schafe hüten, für sie bleibt nur die Nightschool, wenn sie etwas lernen wollen.

Wenn man neben den Kindergesichtern die offensichtliche Armut sieht und dann an den Überfluss in Deutschland und an vielen anderen Orten auf der Welt, kann man schon schier verzweifeln. Man kann als Einzelmensch nicht die ganze Welt retten. Aber ein bisschen was kann und sollte jeder tun. Wir haben schließlich nichts dafür getan, dass wir in unserem Teil der Welt geboren wurden.

Schulkinder gehen nach Hause

Wer jetzt konkret in Tilonia helfen will, der sei noch einmal auf mein barefoot college Spendenprojekt bei betterplace hingewiesen. Dort kann man auch kleine Summen spenden. Es gehen garantierte 100 % der Spenden direkt in das barefoot college, ohne jeden Abzug.

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